Wenn beim 40. Sonnenzug kommendes Jahr nicht die Sonne scheint, könnte es tatsächlich an Elfriede Eichmeier liegen. 16 Mal hat sie nun in Folge die Fahrt für alte und behinderte Menschen im Auftrag der Caritas Straubing und Deggendorf organisiert, 16 Mal hat Sonnenschein die Teilnehmer begleitet. Am Samstag, beim Sonnenzug nach Weiden, war sie zum letzten Mal dabei. Sie geht in Ruhestand. Doch der Sonnenzug wird weiterfahren. Für die Senioren ist die Tagesfahrt eine nette Abwechslung, ein tolles Erlebnis fernab von Alltag und Pflegeheim. Dafür lassen sich die Verantwortlichen um Caritas-Geschäftsführer Norbert Scheidler immer wieder Neues einfallen.
Zum ersten Mal war in diesem Jahr Alleinunterhalter Christian Schediwy zum fröhlichen Start in den Tag dabei. Beim Frühstück ab 7 Uhr im Markmillersaal schmetterte er einen Schunkler-Schlager nach dem anderen – "Lustig ist das Zigeunerleben" – und die Senioren stießen zuerst mit ihrem Orangensaft an, bevor sie heiter mitklatschten. "Wie man in der Früh schon so viel Stimmung verbreiten kann, Respekt!" staunte Oberbürgermeister Markus Pannermayr. Gemeinsam mit stellvertretendem Landrat Franz-Xaver Eckl verabschiedete er die Senioren. Pannermayr bedankte für die Unterstützung, allen voran vom Straubinger Tagblatt mit seinem alljährlichen Sonnenzugfest.
Das heitere Treiben zu so früher Stunde überraschte auch Dorin Gherlea, Anästhesist am Klinikum St. Elisabeth, der dieses Jahr als Notarzt den Sonnenzug begleitete. "Sowas habe ich noch nie gesehen, Frühstück mit Stimmungsmusik", sagte er am Morgen. "Bisher ist nichts passiert. Keine Verletzungen. Die sind alle fit", zog er beim Mittagessen in der Max-Reger-Halle in Weiden ein erstes positives Fazit.
Lieber Schlager als Jazz
Die idyllische Stadt in der Oberpfalz, die an diesem Samstag 775. Stadtjubiläum feierte, hatten die insgesamt acht Busse mit den knapp 300 Teilnehmern nach zwei Stunden Fahrt erreicht. In Weiden ließ man sich zweierlei Braten mit Burgundersoße, Spätzle und Salat schmecken, nur die Begleitmusik vom Jazz-Duo König und Bertelshofer schmeckte nicht allen Sonnenzug-Teilnehmern. Da wären einigen so schmissige Schlager wie am Morgen doch lieber gewesen.
Doch der Freude über den Ausflug tat das überhaupt keinen Abbruch. Unterstützt durch zahlreiche Helfer, Angehörige und Schüler der Berufsfachschule für Altenpflege in Aiterhofen, machten sich die Teilnehmer auf zum Gottesdienst in der St.-Josefs-Kirche, deren Verbindung aus neuromanischer Architektur und Jugendstilausstattung beeindruckte.
Zum ersten Mal war auch der neue Verwaltungsrat für Seniorenfragen, Artur Christmann, mit seiner Frau Ursula beim Sonnenzug dabei. "Als Verwaltungsrat möchte ich sehen, was die Leute bewegt, was sie machen. Der Sonnenzug ist ein hervorragendes Angebot, um rauszukommen und die Gemeinschaft zu pflegen. Ich freue mich, dass ich dazu eingeladen wurde", sagte er begeistert. Begeistert waren die Teilnehmer dann auch von der Messe in der Stadtpfarrkirche, die Pfarrer Markus Schmid kurzweilig gestaltete. Besonders die Sängerin, die Elfriede Eichmeier eigens gebucht hatte, gefiel mit ihrem glockenhellen "Ave Maria".
Die stets gut gelaunte, stets freundlich-fröhliche Organisatorin Elfriede Eichmeier wird den Senioren sicher fehlen, das gaben sie durch alle Busbänke zu. 16 Mal hatte sie den Sonnenzug geplant, organisiert und durchgeführt. Im Laufe eines Sonnenzugtages ist sie mal Verkehrspolizistin, um die Gruppe über die Straße zu führen, mal Bedienung, wenn sie Getränke im Bus verteilt. Sie koordiniert die Sitzplätze, schiebt hier und da einen Rollstuhl, kassiert am Ende den geringen finanziellen Eigenanteil der Fahrtkosten ein und lässt ihre Unterlagen, zwei dicke Ordner, nie aus den Augen.
Bus statt Zug
Elfriede Eichmeier hat immer alles im Griff, aber dennoch Zeit für einen Ratsch mit den ihr liebgewordenen Mitfahrern. "Mit einem lachenden und einem weinenden Auge" gehe sie nun nach 45 Arbeitsjahren in den Ruhestand. Ihrer Nachfolgerin werde sie viele Tipps für den Sonnenzug mitgeben. Alle Stammgäste zu kennen, müsse sich die neue Organisatorin erst erarbeiten. "Aber das hat ja Zeit", sagt Elfriede Eichmeier und lächelt. Am schönsten habe sie die Fahrt nach Waging am See vor zwei Jahren gefunden, "Berge und See, das ist einfach idyllisch", schwärmt sie heute noch. Aber jede Fahrt, bei der alle gesund nach Hause kommen, sei ein schöner Sonnenzug gewesen. In den 16 Jahren unter ihrer Leitung hat sich vor allem eines grundlegend geändert: Der Sonnenzug ist nun ein Sonnenbus. "Aus Kostengründen", verrät sie. Außerdem sei es für die Teilnehmer bequemer und dank Rollstuhl-gerechter Busse können sie sogar im Rollstuhl in den Bus gehoben werden und dort sitzen bleiben.
An die Zeiten, als es tatsächlich noch einen Sonnenzug gab, erinnert sich Margot Leretz gerne. Sie galt als Mutter des Sonnenzuges und kümmerte sich um die Mitfahrer, indem sie durch die Waggons ging. Auch sie ließ sich die Fahrt nach Weiden nicht entgehen.
Sonne, Kuchen und Eis
Trotz der komfortablen Anfahrt mit behindertengerechten Bussen, sei es immer schwieriger ein passendes Ziel zu finden, sagt Elfriede Eichmeier. Die Halle für das Mittagessen muss groß genug sein, die Fahrt sollte nicht allzu lang dauern, die Kirche nicht zu weit vom Saal oder Gasthaus entfernt sein. "Engelhartszell ist sehr schön, das ist mit einer Schifffahrt verbunden, die wird immer wieder nachgefragt, aber ist natürlich witterungsbedingt schwierig", überlegt Elfriede Eichmeier.
Weiden war auf jeden Fall ein optimales Ziel, denn von der Kirche waren es nur wenige Schritte bis zudem kleinen Stadtplatz, vor dessen Rathaus verschiedene Kapellen anlässlich des Stadtjubiläums aufspielten.
Bei Kaffee und Kuchen in der Sonne ließ es sich an diesem sonnigen Nachmittag schon aushalten. Manche Senioren nutzten die Gelegenheit für einen kleinen Bummel durch die Geschäfte oder gönnten sich sogar noch eine Kugel Eis - und bei der Heimfahrt blickte man durchwegs in zufriedene, lachende Gesichter.
Straubinger Tagblatt - rus -