In der Fachstelle für pflegende Angehörige des Caritasverbands Straubing-Bogen werden alle Fragen rund um die Pflege zuhause beantwortet. Außerdem gibt es eine Angehörigengruppe, die sich im Landkreis trifft. Dieses Angebot würde Sozialberaterin Mia Engl gerne auch in Straubing etablieren: "Viele Betroffene wünschen sich einen regelmäßigen Austausch."
Wer einen lieben Menschen pflegt, hat eine Mammutaufgabe zu bewältigen. Mia Engl möchte deshalb, dass es ganz normal wird, sich Informationen, Hilfe und Austausch zu holen. "Die Pflege muss nicht alleine gestemmt werden", unterstreicht sie.
Wird ein Angehöriger zum Pflegefall, tauchen plötzlich viele Fragen auf. Die Familienmitglieder brauchen ein offenes Ohr, hilfreiche Informationen und tatkräftige Unterstützung. Das alles finden sie in der Fachstelle für pflegende Angehörige des Caritasverbands: Mia Engl berät beispielsweise zum Umgang mit demenziell erkrankten und psychisch veränderten alten Menschen, zu finanziellen Leistungen, behördlichen Angelegenheiten und nicht zuletzt über professionelle Angebote wie Mahlzeitendienste, betreutes Wohnen oder Hausnotruf.
"Leider kommen die meisten pflegenden Angehörigen erst zu mir in die Beratung, wenn die Überforderungssituation bereits eingetreten ist", sagt sie. Das Gefühl der Verpflichtung sowie der Vergleich mit anderen, die das ja auch geschafft haben, würden die pflegenden Angehörigen die Situation tragen lassen, bis es vielleicht nicht mehr geht. Deshalb liegt der Sozialberaterin eines ganz besonders am Herzen: "Helfer brauchen Hilfe. Und es ist keine Schande, Hilfe anzunehmen."
Vielmehr rät sie dazu, sich zu vernetzen, sich auszutauschen und Entlastungen anzunehmen. "Der Druck der Leistungshaltung muss irgendwann fallen, bevor man selbst fällt."
Wunsch: Gruppe für Angehörige in Straubing
Bei Interesse würde sie gerne eine Angehörigengruppe in Straubing anbieten. Ziel soll sein, dass sich die Angehörigen in diesem geschützten Rahmen selbständig und frei austauschen können.
"Ist mein fachlicher Rat gefragt, bin ich da, und natürlich auch anfangs, um die Organisation zu stemmen und zu sehen, wie sich dieser Kreis entwickelt", so Mia Engl. Als Turnus habe sich ein Treffen einmal im Monat bewährt.
Grundsätzlich solle den pflegenden Angehörigen damit ein Raum gegeben werden, in dem sie im Gespräch mit anderen Betroffenen Bestärkung und Zuversicht erfahren. "In der Selbsthilfegruppe wird nicht ausschließlich das Krankheitsbild der Pflegebedürftigen thematisiert. Vielmehr stehen die pflegenden Angehörigen mit ihren Bedürfnissen und Sorgen im Mittelpunkt."
Darüber hinaus organisiert Mia Engl regelmäßig Fachvorträge, um über aktuelle Entwicklungen zu informieren.
Der nächste Vortrag findet am Freitag, 18. November, 14 bis 15.30 Uhr im Caritas-Sozialzentrum an der Oberen Bachstraße statt. Alexandra Jehle vom Gesundheitsamt referiert über "Salutogenese - Wie entsteht Gesundheit?".
Wie können Pflegende ihre Gesundheit erhalten?
Nach dem Konzept der Salutogenese ist Gesundheit nicht als Zustand, sondern als Prozess zu verstehen. Es soll die Frage beantworten, wie Gesundheit entsteht, wie Menschen trotz Risiken gesund bleiben können und wie in der Praxis ihre Gesundheit gefördert werden kann. Pflegende Angehörige können sich im Idealfall aus dem Vortrag selbst Strategien mitnehmen, um im Alltag die eigene Gesundheit zu fördern und zu erhalten.
Von Karola Decker
Straubinger Tagblatt 16.11.2022
Info
Sozialberaterin Mia Engl ist bei der Caritas unter Telefon 9421/991237 erreichbar. Interessenten für eine Angehörigengruppe können sich gerne bei ihr melden. Außerdem berät sie zu allen Themen rund um die häusliche Pflege - kostenlos, vertraulich und neutral.