Nimmt man es genau, beginnt die Geschichte der Marienanstalt bereits im Jahr 1876. Doch der Bau des Pflegeheims Marienstift ist im Gegensatz dazu "gerade mal" 30 Jahre her. Die Zahl der Plätze stieg damit von 48 auf 110 und man nahm erstmalig auch Männer auf. Heute blickt das Marienstift auf viele Meilensteine zurück, aber auch Herausforderungen. Manchen davon muss sich das Team um das Marienstift heute noch stellen. Der Bau des Marienstifts hat damals 17 Millionen Mark gekostet. Man wollte sich damit der veränderten Bewohnerschaft anpassen, besonders in baulicher Hinsicht, erzählt Nicolas Scheidler, Geschäftsführer der Gemeinnützigen Caritas Pflege.
"In den 90er-Jahren ist die Zahl der Demenzerkrankten stark gestiegen", erklärt Heimleiterin Victoria Guggenthaler. Generell gab es immer mehr ältere, pflegebedürftige Menschen. Die Bewohnerstruktur habe sich verändert. Das wird sie auch weiterhin. Als Pflegeheim versucht man bestmöglich darauf einzugehen. So kam es 2006 zu einer weiteren baulichen Veränderung. Damals hat man die Speisesäle in den Abteilungen vergrößert, da die Beweglichkeit der Bewohner immer mehr eingeschränkt war, man jedoch einen Raum bieten wollte, wo man trotzdem zusammenkommen kann.
Mit den jetzigen Umbauarbeiten will man sich in Sachen Brandschutz und Energie neu rüsten. "Außerdem wollen wir mit der Modernisierung auch zur besseren Lebensqualität der Bewohner beitragen", so Scheidler. "Die Räume werden geräumiger und heller", freut sich Victoria Guggenthaler. Renoviert wird in Teilabschnitten, man hofft, Anfang des neuen Jahres den ersten Abschnitt beziehen zu können. Es gibt einen massiven Anstieg an Pflegebedürftigen. Lag die Zahl für Deutschland 1999 noch bei rund zwei Millionen, so ist sie bis 2021 auf knapp fünf Millionen gestiegen, wie Victoria Guggenthaler erklärt. Mehr Pflegebedürftige und weniger junge Menschen Hinzu kommt, dass es immer weniger junge Menschen gibt. "Es braucht eine Reform der Pflegeversicherung, damit Pflege bezahlbar ist. Die Kosten steigen und ein Großteil der Finanzierung wird auf die Pflegebedürftigen abgewälzt", sagt die Heimleiterin. "Doch leider liegt das nicht in unserer Hand, sondern in der der Politik." Viele Fragen existieren schon seit 30 Jahren, doch es gibt kaum Veränderungen in diesem Bereich. "Und wenn, dann sind sie langwierig", so Scheidler"
Ungeachtet der vorgegebenen Rahmenbedingungen schauen wir aber, was wir zur Verbesserung tun können", sagt Scheidler. "Wir wollen für eine kompetenzorientierte Aufgabenverteilung sorgen", so Victoria Guggenthaler. "Früher war es oft so, dass jeder für alles zuständig war. Wir wollen, dass die Aufgaben nach Kompetenz verteilt werden."
Die nächste große Veränderung im Haus ist zum Beispiel das Medikamentenmanagement. Anstatt die Medikamente bereits vorbereitet von der Apotheke geliefert zu bekommen, will man die Einteilung der Tabletten im Haus durchführen. "So behält man einen noch besseren Überblick und kann bei Beschwerden Rücksprache mit einem Arzt halten." Zudem soll der Bereich der Kurzzeitpflege ausgebaut werden. "Viele sind darauf angewiesen. Oft auch als Übergangszeit zu einem Reha-Aufenthalt." Man wolle sich verstärkt darum bemühen, dass aus den Kurzzeit-Pflegefällen keine Langzeitfälle werden, sie beispielsweise mit zusätzlicher Physiotherapie und ähnlichem unterstützen", klärt Scheidler auf.
Die berufliche Pflege ist stets im Wandel, so Guggenthaler und Scheidler. Man will sich weiter als eigenständige Profession etablieren. Nachwuchskräfte zu gewinnen, zählt ebenfalls zu einer der Herausforderungen der nächsten Jahre. "Die Pflegekräfte leisten viel und wollen gerne mehr leisten. Doch dafür fehlt es oft an Arbeitskräften." -mke-
Straubinger Tagblatt 07.10.2023