Das Frühlingstreffen zur Kooperation zwischen betrieblichen Suchtberatern und der Caritas-Fachambulanz für Suchtprobleme in Schwandorf fand kürzlich statt. Eine große Anzahl von Teilnehmern regionaler Betriebe (beispielsweise Nabaltec, Gerresheimer, Fluorchemie Stulln) und überregionaler Firmen (beispielsweise BMW, Krones, Hofmann Personaldienstleistungen) fand sich in den Räumen der Fachambulanz ein.
Dr. Stefan Gerhardinger, Diplom-Psychologe/Psychologischer Psychotherapeut und Leiter der Sozialen Dienste und Hilfen beim Diözesan-Caritasverband Regensburg, informierte über das Thema "Psychische Gesundheit im Arbeitsleben". Dieses Thema, so waren sich alle Beteiligten einig, rücke immer mehr in den Fokus der Arbeitswelt. Schätzungen zufolge seien 33 Prozent der Bevölkerung von psychischen Erkrankungen betroffen (Quelle: Psychische Erkrankungen am Arbeitsplatz, Barmer). In der Arbeitswelt 4.0, geprägt von der Digitalisierung, würden die körperlichen Belastungen durch neue technologische Möglichkeiten sinken. Dafür veränderten sich die Belastungen im psychischen Bereich nachhaltig.
Nach einer Stressstudie der Techniker Krankenkasse (2013) fühle sich jeder dritte Arbeitnehmer ausgebrannt: 40 Prozent fühlten sich aufgearbeitet und verbraucht und 22 Prozent zeigten bereits Symptome von Burnout, Depressionen und Angststörungen. Burnout sei zwar (noch) keine eigenständige psychische Störung, zeige sich aber mit vielen psychisch belastenden Symptomen. "Burnout ist wie Übergewicht: Warum und wann das Unheil beginnt, merkt man selten", sagte Gerhardinger. Dabei stehe Burnout unter anderem im Zusammenhang mit der Menge der Arbeit, der empfundenen Sinnhaftigkeit dieser, der Gratifikation (Bezahlung, Wertschätzung, Anerkennung, Entwicklungsmöglichkeiten, etc.) und der Individualisierung der Gesellschaft.
Betriebliches Gesundheitsmanagement solle ein ganzheitlicher Prozess sein und nicht nur dazu dienen, oberflächlich etwas für die Gesundheit der Mitarbeiter zu tun, sagte Gerhardinger. So seien sinnvolle Maßnahmen ein betriebliches Eingliederungsmanagement, Gefährdungsanalysen, Stufenpläne und betriebliche Gesundheitsförderung. Ziel sei es, "mit psychischen Erkrankungen genauso wie mit körperlichen Erkrankungen behandelt zu werden – ohne Restriktionen".
Alle Beteiligten tauschten sich rege aus und verglichen Erfahrungen. "Mitarbeiter mit psychischen Erkrankungen nehmen immer mehr Raum in unserem Arbeitsalltag ein", sagte eine engagierte betriebliche Suchtberaterin. "Ein Treffen wie dieses ist für uns ein großer Gewinn."