Über die Schuldner- und Insolvenzberatung der Caritas hat Sozialpädagogin Nicole Eimer in der Sitzung des Sozialausschusses berichtet. SPD-Stadtrat Peter Stranninger hatte das in einer früheren Sitzung angeregt.
Laut Schuldneratlas gehe die Verschuldung in Deutschland allgemein leicht zurück, sagte Nicole Eimer. Sie warnte aber davor, sich davon täuschen zu lassen. Das sei der verminderten Datenlage geschuldet. Die Speicherfrist betrage nur mehr sechs Monate statt früher drei Jahre. Verdeckte Überschuldung nehme zu. Gleichzeitig hätten sich wegen der Gesetzesänderung die Verfahren für Verbraucherinsolvenzen verkürzt. Schon nach drei Jahren habe man Aussicht auf Restschuldbefreiung. Die Zahl der Verfahren sei im Nu deutlich angewachsen, denn viele hätten bewusst noch bis zu dieser Änderung durchgehalten.
Und in der Zeit von Pandemie und Hochwasser sei die Insovlvenzantragspflicht ausgesetzt worden. Inflation, geringe Kaufkraft, steigende Bauzinsen und gerade bei Selbständigen die Rückzahlungsforderungen von Coronahilfen machten sich jetzt und sicher mit Verzögerung in zwei, drei Jahren bemerkbar, so ihre Prognose.
In der Beratung werde immer wieder offenkundig, dass Pfändungsgrenzen zu wenig bekannt sind. Sie riet dringend dazu, dass Betroffene sich ein Pfändungsschutzkonto einrichten lassen, um sich nicht über Gebühr dem Zugriff der Gläubiger auszusetzen. Schuldnerberatungsstellen stellten kostenlos Bescheinigungen für Freibeträge aus, mit denen man zur Bank gehen könne. Das sorge für zusätzliches Klientenaufkommen. Wartezeit von drei bis vier Monaten Die Schuldnerberatung der Caritas verzeichne derzeit eine Wartezeit von vier bis fünf Monaten. Wegen zweier Beraterwechsel und Einarbeitungszeit sei es zwischenzeitlich ein halbes Jahr gewesen. Notfälle würden allerdings kurzfristig beraten. Laut Nicol Eimer steigen die Zahlen. Pro Monat habe man 40 Neuanfragen. 286 persönliche Beratungen, davon 229 langfristig, habe man 2023 durchgeführt. 62 Prozent der Klienten seien aus der Stadt Straubing gewesen und 43 Prozent erwirtschafteten ihr Einkommen aus unselbständiger Beschäftigung. Das seien mehr als früher, Ausdruck von mehr Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Sechs Prozent seien Aufstocker, die trotz Arbeit auf ergänzende Sozialleistungen angewiesen seien. 46 Prozent erhielten Rente und/oder Sozialleistungen wie Bürgergeld oder Grundsicherung. Ein Teil sei aufgrund physischer oder psychischer Erkrankung nicht arbeitsfähig. Die Einkommen seien zwar leicht gestiegen, aber allein die Mietpreise deutlich mehr.Durchschnittlich 43 450 Euro Miese Ratsuchende hätten im Durchschnitt eine Verschuldung von 43 450 Euro bei 19 Gläubigern. Häufigste Gläubiger sind laut der Schuldnerberaterin Ämter, Behörden, Versandhäuser, Telekommunikations-Anbieter, Inkassobüros und Banken sowie Versicherungen.
Als hauptsächliche Verschuldungsursachen nannte sie Krankheit, psychische Beeinträchtigungen, unökonomische Haushaltsführung sowie längerfristige Niedrigeinkommen. Insbesondere Nebenkostennachzahlungen würden zur Zerreißprobe. Der Anteil von Migranten steige.Ihrer Erfahrung nach häufen sich Fälle mit "Multiproblemlagen". Als Beispiele nannte sie die Kombination von ausbleibenden Unterhaltsleistungen bis zu Wohnungsproblemen, Jobverlust... Und selbst nach einer Restschuldbefreiung blieben aber die danach angehäuften neuen Schulden.
Für die nahe Zukunft hat sich die Schuldnerberatungsstelle deshalb mit allem Grund vorgenommen, trotz hoher Belastung die Präventionsarbeit an Schulen wieder zu forcieren. -mon-
Straubinger Tagblatt 20.03.2024