Aus der Kranperspektive: Die Baustelle „An der Alten Waage“.Foto Erlbau
Der überdimensionale Spaten, der am 26. März symbolträchtig in der Erde steckte, ist Programm für ein ehrgeiziges Vorhaben. Die Unternehmensgruppe Erlbau, die das Pflegezentrum mit 91 Plätzen errichtet, an die Caritas vermietet und die angrenzenden 20 seniorengerechten Wohnungen vermarktet, sieht sich voll im Zeitplan.
Zwischenzeitlich sind die Bauarbeiten an dem Zwölf-Millionen-Euro-Projekt an der Ecke Mittlere Bachstraße/Innere Frühlingsstraße in der ersten Etage des Komplexes angelangt. Vor allem Maurerarbeiten sind derzeit im Gange sowie Stahlbetonarbeiten in der Tiefgarage des benachbarten Altengerechten Wohnens. Ein Grund, warum das Projekt rasch vorankommt, ist laut Geschüftsführer Alois Erl junior die Unternehmensstruktur von Erl. Die meisten Gewerke sind in dem 200-Mitarbeiter-starken Betrieb in eigener Hand, so dass Einsatzpläne optimal verzahnt werden können. Fertigteile würden auf dieser Baustelle aufgrund des speziellen Grundstückszuschnitts eher wenig verwendet, sagt Bauleiter Hartmut Teetz. Das mache man wett, indem man in Abschnitten parallel arbeite. Auf einer Seite wird gemauert, auf der anderen geschalt und betoniert. Und man habe auch vor, den Bau rechtzeitig winterfest zu kriegen, provisorisch zu heizen und ohne Unterbrechung weiterzuarbeiten. "Das kommt natürlich darauf an, wie streng der Winter wird und wann er uns einholt."
Nicht von der Stange
Die bisher von Erl errichteten Objekte im Bereich Seniorenwohnen und Pflege wiesen alle individuelle architektonische Züge auf, sagt Alois Erl. 1987 baute das Unternehmen "sein" erstes Altenheim in Deggendorf, knapp zehn Jahre später folgte das erste Projekt "Betreutes Wohnen". Die jeweiligen Träger brächten ihre Vorstellungen ein. Ein Altenheim von der Stange ist es nicht, was an der Ecke Mittlere Bachstraße/Innere Frühlingsstraße gerade entsteht. Erlbau sei in der Lage, auf Wunsch "löffelfertig" zu bauen, sagt Alois Erl. Gemeint ist damit, dass das Unternehmen das Haus komplett von den Betten bis zu Sofas und dem Kaffeegeschirr samt Löffeln übergibt.
Die Caritas hat sich allerdings vorbehalten, die Inneneinrichtung selber in die Hand zu nehmen und hat "schlüsselfertig" vereinbart. Und sie hat Bauleiter Hartmut Teetz schon vor einige Herausforderungen gestellt, denn die Hauskapelle soll laut Norbert Scheidler "etwas ganz Besonderes" werden.
"Die Erfahrung macht den Unterschied", ergänzt Alois Erl. Das Seniorenzentrum An der Alten Waage ist das 55. Projekt des Unternehmens aus dem Bereich Seniorenwohnen und Altenheime. Tätig ist man vor allem in der Region, ansonsten reicht der Aktionsradius inzwischen von Braunau am Inn bis Karlsruhe.
Caritas ist Mieter
Selbst das Konstrukt, dass Erl das Gebäude errichtet und in dessen Besitz bleibt, während es an einen verlässlichen Träger vermietet wird, ist für das Unternehmen alles andere als neu. Ohne private Investitionen in solche Immobilien würde die öffentliche Hand gar nicht hinterherkommen, die demografische Entwicklung einer älter und damit auch pflegebedürftiger werdenden Gesellschaft aufzufangen, ist Alois Erl überzeugt.
Erl und die Caritas kennen sich schon vom Königshof und das Unternehmen hat auch vor rund 20 Jahren das Marienstift gebaut. Der Caritas komme entgegen, als Mieter aufzutreten, sagt ihr Geschüftsführer Norbert Scheidler. Erl kann das nachvollziehen. Trägern fehle es in der Regel an finanziellen und personellen Kapazitäten für einen Pflegeheimbau.
Bei Übernahme des Marienheims von den Barmherzigen Brüdern habe bereits festgestanden, dass es einen Alternativbau dafür geben müsse, sagt Scheidler. So sei man mit Erl ins Gespräch gekommen. Der Bauträger hat bereits 2008 das jetzige Grundstück von einem anderen Bauträger gekauft. "Manchmal muss man lange warten können, ehe sich die optimale Lösung findet", räumt Alois Erl schmunzelnd ein, dass es tatsächlich ungewöhnlich sei, ein Grundstück so lange unbebaut in Besitz zu halten. Ursprünglich sei an ein weiteres Betreutes Wohnen-Projekt gedacht gewesen.
Jetzt wird es ein Altenheim mit benachbarten seniorengerechten Wohnungen. Letztere vermarktet Erl allerdings in Eigenregie und bietet Mietern den Vorteil, bei hoher Pflegebedürftigkeit bevorzugt ins benachbarte Altenheim umziehen zu können.
Synergieeffekte nutzen
Sind guter Dinge (v.l.): Heimleiterin Dr. Sandra Hasslöwer, Erlbau-Geschüftsführer Alois Erl junior, Caritas-Geschüftsführer Norbert Scheidler und Bauleiter Hartmut Teetz.Foto Caritas Straubing
Von zwei Altenheimen in Caritas-Trägerschaft in Straubing verspricht sich Norbert Scheidler Synergieeffekte. Beide Häuser würden durch die Küche im Marienstift versorgt, nennt er als Beispiel. Um die Nachfrage nach den 91 neuen Heimplätze ist ihm nicht bange. Zuallererst ziehen dorthin die derzeit 84 Bewohner des Marienheims um. "Und wir haben schon einige weitere Reservierungen", sagt Dr. Sandra Hasslöwer, die - in Scheidlers Augen noch ein Synergieeffekt - beide Caritas-Heime leitet. Besonders beliebt seien schon jetzt Zimmer mit Blick auf den "kleinen Stadtplatz", erzählt sie lachend. Damit meinten die Marienheim-Bewohner den Platz vor dem künftigen Pflegezentrum mit der dann restaurierten Alten Waage. Dort soll es einen Kiosk beziehungsweise kleine Gastronomie geben, die voraussichtlich auch von Anliegern zu nutzen sein wird. Erst einmal wird Erlbau aber das Projekt vollenden und dann im Einklang mit dem Denkmalschutz die Alte Waage sanieren. Der Aufwand dafür dürfte größer sein als der Laie sich vorstellen kann.
Aktuell macht sich die Alte Waage gut geschützt hinterm Bauzaun recht unscheinbar, während um sie herum die Kräne rotieren und Baufahrzeuge Material anliefern, damit der ehrgeizige Zeitplan einzuhalten ist. Nur zwischen 8. und 16. August wird auch diese fixe Baustelle ruhen. "Weil man während des Gäuboden-Volksfestes in Straubing kaum Nachschub kriegt", sagt Hartmut Teetz und lacht.
Info
Nach wie vor wünscht sich die Caritas alte Fotos vom Areal an der Alten Waage. Sie sollen als Reproduktionen im künftigen Altenheim im Foyer aufgehängt werden. Leider sind solche Bilder aber, wie sich bisher zeigte, absolute Mangelware.
(Quelle: Straubinger Tagblatt, M. Schneider-Stranninger)