Seit drei Jahren wird im Caritas-Altenheim Marienstift gebaut: Generalsanierung. Jetzt ist der erste Bauabschnitt geschafft. Nicolas Scheidler, Geschäftsführer der Caritas Gemeinnützige Pflege GmbH, und Heimleiterin Victoria Guggenthaler sind erleichtert. Dieses Etappenziel zu erreichen, hat deutlich länger gedauert als kalkuliert. Über die Gründe muss man nicht spekulieren: Corona, Ukraine-Krieg, Krise in der Baubranche, Firmenausfälle, Preissteigerung.
Aber jetzt konnten über 50 Heimbewohner in die komplett modernisierten und neu möblierten Räume umziehen. Ein Kraftakt in den vergangenen Wochen, für den Mitarbeiter und auch Angehörige tatkräftig die Ärmel hochkrempelten. Jetzt geht es weiter mit der Baustelle - Ende 2025 sollen dann die jetzt stillgelegten gut 30 weiteren Pflegeplätze wieder zur Verfügung stehen.
Die in die Jahre gekommenen Wintergärten weichen Monika Schneider-Stranninger
Ein Unterschied wie Tag und Nacht, könnte man sagen. Die maroden Wintergärten an den Seitenfassaden im rückwärtigen Teil des Gebäudekomplexes sind verschwunden und durch raumhohe Fensterelemente ersetzt. Die Innenräume, so gut wie nur Einzelzimmer, haben dadurch an Großzügigkeit und Licht gewonnen. Die Zimmer seien deutlich größer als in neu gebauten Heimen, die gesetzlichen Standards hätten sich zwischenzeitlich verändert. Die Stationsstützpunkte sind verlegt worden und haben jetzt Tageslicht
Ein kompletter Trakt wurde für die Sanierung geräumt
Im Gebäude war für die Generalsanierung ein kompletter Trakt geräumt und mit einer Brandschutzwand abgetrennt.
Während der Baustelle musste eigens ein Fluchtturm errichtet werdenMonika Schneider-Stranninger
Die Caritas als Träger hat während des ersten Bauabschnitts um 44 Bewohnerplätze reduziert und diesen Wohntrakt stillgelegt. Stillgelegt heißt in diesem Fall: Die Bauarbeiter sind angerückt. Es wurden Aufzüge ausgewechselt, Haustechnik, Bäder erneuert, Fenster und Böden ausgetauscht, aktuelle Brandschutzvorschriften und energetische Standards umgesetzt, Funktionsräume umgestaltet. WLAN sei verfügbar. "Wir stellen uns auf die neue Generation ein."
"Jetzt sieht es in den Gängen noch nüchtern aus", sagt Heimleiterin Victoria Guggenthaler beim Rundgang durch den frisch bezogenen Trakt. Die Zimmer der Bewohner sehen bereits recht heimelig aus.90 Plätze peilt das Heim, das seit 30 Jahren an der Pater-Josef-Mayer-Straße steht, nach Beendigung der Modernisierung an, sagt Nicolas Scheidler. Die Generalsanierung ist mit zehn Millionen Euro veranschlagt. Das ist mehr als der Neubau einst gekostet hat. Das Gros der Finanzierung muss die Caritas selber stemmen und über Kredite aufbringen. Der Freistaat fördert aus dem Programm "Pflege so nah" mit 2,8 Millionen Euro. 870 000 Euro kommen von der Diözese und 387 000 Euro aus dem Bayerischen Modernisierungsprogramm.
Nachfrage nach Heimplätzen sehr hoch
Beim ersten Bauabschnitt habe man den Kostenrahmen aufgrund der unverhältnismäßigen Teuerungsrate auf dem Bau nicht einhalten können, sagt Scheidler. "Trotz Puffers, der eingeplant war." Und bei einer Modernisierung im Bestand tauche noch die ein oder andere kostspielige Überraschung auf. Man habe sich bewusst für eine Sanierung bei laufendem Betrieb entschieden, was nicht die billigste Variante sei und zudem eine Belastung für Bewohner wie Personal. Aber die Alternative wäre die Schließung gewesen. Man hätte das Personal entlassen müssen und nach der Bauzeit neu rekrutieren müssen. Ein Ding der Unmöglichkeit in Zeiten des Pflegekräftemangels. Man habe Pflegekräften für die Zwischenzeit Stellen in den anderen Caritas-Heimen angeboten und natürliche Fluktuation (Elternzeit, Verrentung) genutzt. Einige Pflegekräfte seien zwischenzeitlich schon wieder ins Haus zurückgekehrt. Das Haus könne bei Pflegekräften punkten mit topmoderner Ausstattung, daneben innovativen Ideen zur Entlastung der Fachkräfte von Tätigkeiten, die Hilfs- und hauswirtschaftliche Servicekräfte leisten könnten.
Geschäftsführer Nicolas Scheidler und Heimleiterin Victoria Guggenthaler freuen sich wie die Bewohner auf die Dachterrasse mit Blick in den Bayer. Wald Monika Schneider-Stranninger
Scheidlers Einschätzung nach sind Baufirmen aktuell noch gut ausgelastet. Dennoch hoffe man, beim zweiten Bauabschnitt zeitgerecht und im Kostenrahmen fertig zu werden. Dabei inbegriffen ist der Saal im Dachgeschoss, der brandschutzmäßig aufgerüstet, dann wieder benutzt werden kann. Einschließlich der großzügigen Terrasse mit Blick in den Bayerischen Wald, den die Bewohner dort werden genießen können. Dann fehlt nur noch die Gartengestaltung. Das Areal hat unter der Baustelle natürlich gelitten. Vielleicht findet sich ein Gartenbauunternehmen, das sich hier als Sponsor einbringen möchte", hofft Nicolas Scheidler. "Wir möchten die restlichen 30 wegen der Sanierung des zweiten Bauabschnitts stillgelegten Bewohnerplätze so bald als möglich wieder anbieten." Die Nachfrage sei groß. Täglich erreichten das Heim Anfragen, bestätigt Victoria Guggenthaler.
von Monika-Schneider-Stranninger
Straubinger Tagblatt 12.04.2024