v.L.: stellv. Landrätin Barbara Unger, Caritas Geschäftsführer Norbert Scheidler
MdB Alois Rainer, ,die Energiesparberater Ralf Zierer und Michael Kraus, Günter Winter und Karl Harant von den Stadtwerken Straubing sowie Karlheinz Denner von den Stadtwerken Bogen
Seit annähernd zehn Jahren suchen Ralf Zierer und Michael Kraus Haushalte mit kleinem Einkommen in Stadt und Landkreis auf. Sie geben praktischen Rat, wie Alleinstehende und Familien Energie einsparen und ihre Rechnungen in Griff bekommen können. Jetzt hat MdB Alois Rainer den Energiesparberatern vom Caritas-Projekt Stromspar-Check die gute Nachricht überbracht, dass es dafür drei weitere Jahre Bundesmittel gibt.
Der Stromspar-Check sei nur ein kleines Projekt, sagt Caritas-Geschäftsführer Norbert Scheidler. Aber ein sehr wirkungsvolles, das in Ralf Zierer und Michael Kraus die Idealbesetzung gefunden hat. Seit fast zehn Jahren sind beide „mit Herzblut“ dabei. Ihre Zielgruppe sind einkommensschwache Haushalte, oft genug welche, denen wegen unbezahlter Rechnungen der Strom abgesperrt wird. Sie bringen nicht nur kostenlos stromsparende Glühbirnen mit. Vor allem nehmen sie den jeweiligen Haushalt vor Ort unter die Lupe und spüren unterschätzte Stromfresser auf. Der Effekt sei anhaltend, würdigte Scheidler, denn die Berater blieben mit den Klienten längerfristig in Kontakt.
Einsparpotential pro Jahr: 20 875 Kilo Kohlendioxid
1 235 Checks haben die Berater seit Projektbeginn 2009 durchgeführt. Zwei Drittel davon im Stadtgebiet. Die jährlichen Einsparungen lassen sich mit 10 000 Euro beziffern und mit 31 500 kWh Strom, 412,5 Kubikmeter Wasser und 20 875 Kilo Kohlendioxid. Rechnet man die langfristige Einsparung durch Soforthilfen, Austausch von veralteten Kühlgeräten, Wasser, Energie für nichtelektrische Warmwasserbereitung und Kohlendioxidreduktion kommen seit 2009 rechnerisch 633 000 Euro zusammen.
Finanziert wird das Projekt, das jährlich rund 70 000 Euro zur Finanzierung braucht, aus mehreren Töpfen: Den Löwenanteil machen Bundesmittel in Höhe von 27 700 Euro aus. Stadtwerke Straubing (34 Prozent), Stadt Straubing, Landkreis Straubing-Bogen (je sechs Prozent), Stadtwerke Bogen (acht Prozent) und Caritasverband (fünf Prozent) bringen die restliche Summe auf.
Die Bundesmittel werden immer nur für drei Jahre zugesagt und die Verlängerung stand in den vergangenen Jahren nicht nur einmal auf der Kippe. Auch diesmal hat sich MdB Alois Rainer in Berlin erfolgreich für die Weiterförderung eingesetzt und will weiter „ein Auge darauf haben“. Er ist von dem Projekt überzeugt, versicherte er gestern in den Räumen der Caritas, weil es lebenspraktisch ist. Mit dem Rat von Ralf Zierer und Michael Kraus könnten die Leute direkt etwas anfangen, zum Beispiel den Effekt des Standby-Schalters nicht zu unterschätzen. 42 Mal konnten die Berater laut Michael Kraus in den vergangenen drei Jahren veraltete Kühlschränke austauschen und den bedürftigen Haushalten mit Gutscheinen von je 150 Euro (aus Mitteln des Bundesumweltministeriums) bei der Finanzierung eines zeitgemäßen Ersatzgeräts helfen.
Haushalte reagieren auf Mahnungen oft nicht
Uneingeschränktes Wohlwollen und Lob für Engagement, Qualifikation und Nachhaltigkeit der beiden Berater signalisierten auch Bürgermeisterin Maria Stelzl und stellvertretende Landrätin Barbara Unger. Unisono als Gewinn sehen auch Karlheinz Denner von den Stadtwerken Bogen und Karl Harant von den Stadtwerken Straubing den Stromspar-Check. Dort bieten die Berater auch regelmäßig Sprechstunden an. Allein bei den Straubinger Stadtwerken gebe es monatlich 200 Stromsperren, bilanzierte Karl Harant. Die betroffenen Haushalte reagierten auf Mahnungen meist nicht, sondern erst wenn die Steckdose tot ist.
Ralf Zierer erzählte, 90 Prozent der Klienten gäben erst mal dem Versorger die Schuld, wenn der Strom abgestellt werde. Beim Besuch in dem Haushalt fänden sich aber schnell Schwachstellen, die dafür sorgten, dass der Stromverbrauch aus dem Ruder läuft: Ein ständig laufendes Fernsehgerät, ein altes und viel zu kalt eingestelltes Kühlgerät, ein energie-fressendes Aquarium, der vielbenutzte Wäschetrockner oder ein ständig auf 60 Grad geheizter Warmwasserboiler.
Seit 2012 habe sich die Klientel neben Beziehern von Hartz IV und Grundsicherung zudem erweitert, machte Zierer deutlich. „Wir spüren die Altersarmut“, verwies er auf Menschen mit minimaler Rente, völlig überfordert mit der Thematik. In Erinnerung ist Kraus der Besuch bei einer alleinerziehenden Mutter mit vier Kindern. Erst als der Strom abgestellt wurde, habe sie zur Kenntnis genommen, dass sie nicht mehr kochen, waschen, fernsehen kann. „Es hängt einfach unheimlich viel dran.“ Umso mehr hat die beiden Berater gefreut, dass ihnen versichert wurde, dass sich alle um eine Perspektive für das Projekt über 2022 hinaus bemühen wollen. - mon -