Pflegekräfte sind gefragt. Von einer Akademisierung der Pflege verspricht man sich neben Chancen auf höhere Bezahlung auch mehr gesellschaftliche Wertschätzung.Deutscher Caritasverband e.V./KNA
Mit 20 Studierenden will man beginnen. Als Kooperationspartner vor Ort sind Caritasverband Straubing-Bogen, Klinikum St. Elisabeth und Rehazentrum im Gäubodenpark mit im Boot. Oberbürgermeister Markus Pannermayr wertet den neuen Studiengang als willkommene wertvolle Ergänzung des Hochschulangebots in Straubing, die in keinerlei Konkurrenz zum Hauptthema Nachwachsende Rohstoffe stehe. Gestern Nachmittag haben die Akteure das Studium im künftigen Campus im Pflegezentrum An der Alten Waage vorgestellt.
Die Initiative für dieses Studienangebot ging von Prof. Dr. Herbert Bock aus. Der gebürtige Straubinger leitet an der DIU den Studiengang "Human Communication – Kommunikationspsychologie und Management". Er wollte zwischen seiner Heimatstadt und der DIU, der Weiterbildungsuniversität der TU Dresden, eine Brücke bauen, "einen kleinen Beitrag für Straubing auf dem Weg zur Hochschulstadt" leisten und ein "weiteres Plus zur Gesundheitsregion plus". Er hat den Straubinger Internisten Dr. Martin Huber, der mit Johann Ertl Geschäftsführer des Rehazentrums ist, für diesen Brückenschlag gewonnen. Beide haben seit 2015 weitere Mitstreiter überzeugt, sprich die Caritas Straubing-Bogen und das Klinikum St. Elisabeth.
Eine Arbeitsgruppe aus allen Beteiligten hat mit dem Dresdner Universitätsklinikum eineinhalb Jahre an dem praxisnahen Konzept gefeilt, dessen Stärke Vernetzung heißt. Als Novum verbindet es Prävention, Krankenhaus, Reha und Pflegeheim, so Dr. Kornelia Möser, Leiterin des Kompetenzzentrums Gesundheitswissenschaften und Medizin an der DIU. In diesem Bereich studieren die meisten, nämlich 81 Prozent der 2500 DIU-Studenten. 100 Pflegestudiengänge gibt es bundesweit, der Straubing-Dresdner sei nicht "noch einer", versicherte Prof. Bock. Der Studiengang blickt über den unmittelbaren pflegerischen Tellerrand auf Ethik, Rechtsfragen, Prävention, Hygiene, Personal- und Organisationsentwicklung, Kommunikation und Burnout-Vorbeugung und befähigt zu Leitungsaufgaben. Er biete nicht nur ein Update an Fachkompetenz, sondern die Chance auf angemessene Bezahlung für gute Ausbildung, so Prof. Bock.
Von einem bedeutenden Tag nach langer Vorarbeit sprach Caritas-Geschäftsführer Norbert Scheidler. Gleichzeitig betonte er, dass man sich von einer Akademisierung der Pflege viel verspreche, vor allem gesellschaftliche Wertschätzung. Zudem biete sich eine Chance der wohnortnahen Weiterbildung - bei entsprechender Berufserfahrung auch ohne Abitur. Qualifizierte Kräfte seien hochgefragt. An Medizin- und Pflegeeinrichtungen habe Straubing ein breites Spektrum vorzuweisen, deshalb auch Studien-Potential, ist Klinikum-Geschäftsführer Dr. Christoph Scheu und Dr. Martin Huber, einer der beiden Geschäftsführer des Rehazentrums, nicht bange. Gerade aktuelle Herausforderungen wie Patientensicherheit und Hygiene verlangten Professionalität.
In der Vernetzung unterschiedlicher Einrichtungen des Gesundheitswesens und im konkreten Praxisbezug sieht Franz Xaver Knott von der Pflegedirektion des Klinikums St. Elisabeth die große Chance des Modells. Angesichts begrenzter Ressourcen, Stichwort Pflegenotstand, und des demographischen Wandels täten solche Initiativen gut. Trotz Hochleistungsmedizin sei die Bedeutung von Empathie in der Pflege nicht zu vergessen. Knott ist überzeugt, dass auch das zum Tragen kommt.
Den Straubinger Machern sprach Prof. Dr. Irene Schneider-Böttcher, Präsidentin der DIU, ihre Anerkennung aus. Das berufsbegleitende Studium hält sie für eine persönliche Herausforderung, aber "machbar", so ihre Ermutigung an potentielle Interessenten. Das Studium bringe Mitarbeitern wie Arbeitgebern einen Mehrwert. Deshalb sei es nicht ungewöhnlich, dass sich Arbeitgeber an den Studiengebühren beteiligten.
Der Studiengang
Das Angebot des Bachelor-Studiengangs "Vernetzte Spitzenpflege – Cutting-Edge Care" richtet sich an Pflegekräfte und andere Fachkräfte aus dem Gesundheitsbereich mit Berufserfahrung, die sich über sieben Semester (dreieinhalb Jahre) berufsbegleitend weiterbilden wollen. Am Ende steht der Bachelorabschluss und damit die Chance, an jeder anderen Hochschule danach ein Masterstudium aufzunehmen. Das Studium findet im Campus des Pflegezentrums an der Alten Waage in Straubing sowie in Dresden statt. Im Gegenzug haben auch Dresdner die Chance, in Straubing zu studieren. Zwei Wochenenden pro Monat und eine Blockwoche pro Semester besteht Präsenzpflicht. Das Studium umfasst 17 Module und eine Bachelor-Arbeit. Die Dresden International University finanziert sich über Studiengebühren, die sich für die komplette Dauer auf 11 260 Euro belaufen. Die Universität berät auf Anfrage über Stipendien, Bildungskredite bis zur steuerlichen Absetzbarkeit. Anmeldungen und Auskünfte zum Studiengang sind möglich bei der Dresden International University, Freiberger Straße 37, 01067 Dresden, E-Mail: kerstin.doellmann@di-uni.de, www.di-uni.de.
Quelle: Straubinger Tagblatt -mon-