"Eine große Chance" werde gerade in Straubing-Ost beim Schopf gepackt, sagt Caritas-Sozialpädagoge Martin Ernst. Städtebauliche Probleme werden gemindert, sozialer Wohnungsbau realisiert und über die Jahre und gerade jetzt ist eine heterogene Bewohnerstruktur entstanden und im Entstehen. Die Leute werden nicht allein gelassen, flankierende soziale Maßnahmen sollen für ein gutes Miteinander sorgen.
Seit November ist Alexandra Ribeiro (37) bei der Caritas als Quartiersmanagerin in Straubing-Ost tätig. Es ist eine Teilzeitstelle mit Option auf Aufstockung, von Stadt und Städtischer Wohnungsbau finanziert. In Alexandra Ribeiro, Straubingerin mit polnischen Wurzeln und verheiratet mit einem Brasilianer, ist dafür eine ebenso leidenschaftliche wie pragmatische Lobbyistin gefunden. Straubing-Ost ist ihr nicht fremd, erzählt die Heilpädagogin. Sie ist hier aufgewachsen. Sie hat einen kleinen Sohn und seit zehn Jahren arbeitet sie schon für Caritas und Jugendamt - bisher in der Einzel-Intensivbetreuung von Kindern in der Tagesstätte am Schanzlweg. Als "Ola" kennen sie hier viele. Das macht es leichter, sie muss sich nicht erst mühsam bekanntmachen. Straubing-Ost hat viel zu bieten Alexandra Ribeiro kommt ins Schwärmen, wenn sie Straubing-Ost heute ansieht. "Dieser Stadtteil hat seinen Bewohnern viel zu bieten", zählt sie auf - Skaterpark, Pumptrack, Aktivspielplatz, Bolzplatz; breitgefächerte Infrastruktur von Ärzten, Apotheke bis zu Supermärkten und sehr gute ÖPNV-Anbindung. Rund 525 Haushalte zwischen Arber- und Egerer Straße, Schlesischer Straße und Schanzlweg, gehören zum Quartier. Mischbebauung mit Einfamilien- und kleinen Mehrfamilienhäusern sowie Wohnblocks. Und mindestens 13 Nationen, die hier leben.
Das große Bauvorhaben der Städtischen Wohnungsbau an der Reichenbergerstraße, der neuen Verbindung zwischen Schanzlweg und Sudetendeutscher Straße, mit 72 Wohnungen in drei ansprechenden Blöcken, markiert die angepeilte weitere Entwicklung. Die Stadt hat mit ihrem 100-prozentigen Tochterunternehmen Städtische Wohnungsbau und deren Chef Günter Krailinger viel Herzblut investiert, sagt Martin Ernst anerkennend. Hoch bezuschusst aus dem Wohnpakt Bayern entstünden hier zeitgemäße Wohnungen für Menschen mit niedrigem Einkommen, die auf dem heutigen Markt keine Chance hätten. Auch die Adresse Reichenbergerstraße ist nicht zufällig neu: Unbelastet vom Stigma eines einstigen sozialen Brennpunkts.
Ernst ist froh darüber, denn er kennt vor Ort ganz andere Verhältnisse als heute aus den Anfängen der Caritas-Gemeinwesenarbeit. Der Kreis schließt sich, sagt er, was der damalige Pfarrer Georg Hofstetter und Caritas-Geschäftsführer Alois Eherer in den siebziger Jahren aus einer sozialen Notlage heraus angestoßen haben. Das erste sei eine provisorische Hausaufgabenstube gewesen, 1974. Die Caritas-Kindertagesstätte gebe es noch heute. Anfang der neunziger Jahre sei der sogenannte U-Block abgerissen worden, ein Meilenstein und Voraussetzung, dass irgendwann Neues entsteht. Es sei gelungen, die einstigen Bewohner zu entghettoisieren.
Provisorisches Büro am Schanzlweg
Gemeinwesenarbeit im damaligen Sinn ist passé. Alexandra Ribeiro ist dazu da, den Bewohnern eine Stimme zu geben, zu einem harmonischen Miteinander beizutragen und damit die Lebensqualität im Quartier zu erhöhen. Im Gebäude der Caritas-Kindertagesstätten hat sie ein provisorisches Büro. Eine Anlaufstelle für Rat, zum Zuhören, Ideen austüfteln für gemeinsame Aktivitäten, die bestenfalls ganz nebenbei die alten und neuen Bewohner zusammenwachsen lassen. Mit der Caritas sucht sie eine räumliche Zwischenlösung für ihr Büro. Im Kopf kann sie sich schon konkret ausmalen, wie sich Zukunftsmusik anhört, wenn sie wie angepeilt einmal im benachbarten Block der Caritas-Kindertagesstätte am Schanzlweg ein Büro mit Raum für Treffen und Austausch hat, flankiert von weiterer Infrastruktur. Kurse, gemeinsame Feiern, Projekte, Bewohnerversammlungen, Kinderaktionen, all das gehört zu den Plänen der Quartiersmanagerin. Die Bewohner dürfen und sollen mitwirken. Das ist das Prinzip, denn "wenn man selber mitwirkt, bekommt das gleich eine andere Qualität", sagt Alexandra Ribeiro. Momentan ist sie dabei, sich mit bestehenden Institutionen zu vernetzen, Kooperationen anzubahnen. Das reicht vom benachbarten Aktivspielplatz über Mitmachbibliothek Ost bis zu Schulsozialarbeit in Ulrich Schmidl sowie Caritas-Hort. In Kontakt ist sie auch mit dem Quartiersmanagement in Straubing-Süd und dem Familienhaus. "Wir suchen weitere Partner." Und sie hält und sucht Kontakt zu den Bewohnern ringsherum, persönlich, mit Flyern, auf Instagram und Facebook. Bis dahin war ein langer Atem nötig. Bei der Caritas, bei der Stadt, der Städtischen Wohnungsbau und bei Bürgern. "Und er wird weiter nötig sein", sagt Martin Ernst. Immerhin, der erste von drei Blöcken an der Reichenberger Straße ist bezogen. Die beiden anderen sollen Anfang 2023 soweit sein.
Caritas-Vorstandsvorsitzende Angelika Schebelle, erst sei zwei Monaten im Amt, hat sich ein Bild von der Entwicklung gemacht. Dass sie hinter dem Quartiersmanagement steht, braucht sie nicht eigens zu betonen.
von Monika Schneider-Stranninger
Straubinger Tagblatt Montag, 07.03.2022
Info
Alexandra Ribeiro ist montags bis donnerstags, 11 bis 15 Uhr, freitags 10.15 bis 14.15 Uhr und nach Vereinbarung erreichbar im Quartiersbüro, Reichenberger Straße 16 (Caritashaus, 2. Stock),. Telefon 09421-74162, 01520-3586599, email quartiersbuero-ost@caritas-sr-bog.de.