Sein Arbeitgeber und seine Stammeinrichtung für die praktische Ausbildung ist die ambulante Caritas Sozialstation Labertal in Laberweinting. Zur Schule geht er in die Berufsfachschule für Pflege/Pflegehilfe in Aiterhofen.
Viktor Huber ist 20 und nach seinem Realschulabschluss hatte er noch keine Vorstellungen von seinem Traumberuf. So entschloss sich der Jugendliche, ein Freiwilliges Soziales Jahr zu machen, das er aber wegen Krankheit und einer Operation nicht beenden konnte. Nachdem er diese gesundheitliche Krise gemeistert hatte, war er auf der Suche nach einer passenden Ausbildung. "Es war mehr wie ein Geistesblitz und ich sagte mir, als ich wieder gesund war, informiere dich doch über Pflegeberufe."
Der junge Mann ging gleich an die Basis und durfte auf Nachfrage einige Stunden in einem Seniorenheim dem Pflegepersonal über die Schulter schauen. In Huber reifte die Idee, sich zur Pflegefachkraft ausbilden zu lassen. "2019 habe ich nach einem Jahr meine Ausbildung zum Pflegehelfer abgeschlossen", sagt Huber. 2020 startete er die praktische und theoretische Ausbildung zur Pflegefachkraft. "Damals wurde alles umstrukturiert. Wir waren der erste Jahrgang, bei dem die sogenannte "Generalistische Pflegeausbildung" verpflichtend wurde", erzählt Huber. Eine neue Art der Ausbildung "Generalistisch" bedeutet, dass die Ausbildungen zum Krankenpfleger, Kinderkrankenpfleger und Altenpfleger jetzt in einem einzigen Ausbildungsberuf zusammengefasst wurden. Der Gesetzgeber hat erkannt, dass demografische, medizinische und soziale Faktoren für eine solche Umgestaltung sprachen. Viktor Huber will im September 2023 das Examen in der Tasche haben. In diesem Mai hat er seine Zwischenprüfung. Die ist - wie schon die Prüfung zum Pflegehelfer - theoretisch und praktisch angelegt. Um sich darauf vorzubereiten, hat Huber Bl öcke von etwa acht Wochen Arbeit und rund fünf Wochen Schule im Wechsel. Mehr Frauen im Job"In meiner Klasse sind wir 23 Schüler, darunter fünf Männer. Unsere jüngsten Schüler sind 17, wir haben aber auch jemanden mit 53 Jahren in unserer Klasse", schildert er. Obwohl in Deutschland im Durchschnitt vier von fünf Pflegekräften weiblich sind, sieht sich Huber nicht als etwas Besonderes. "Wir haben ja die freie Berufswahl und ich habe mir noch keine großen Gedanken darüber gemacht, dass in der Pflege weniger Männer arbeiten." In seiner Schule werden medizinische Inhalte in der Theorie gelernt und dann an Puppen geübt. Hier wird zum Beispiel gezeigt, wie eine korrekte Körperpflege vonstatten geht und wie man Insulin spritzt.
Vorliebe für ambulante Arbeit
Seine praktische Ausbildung absolviert er an verschiedenen Stellen, zum Beispiel im Krankenhaus, im Pflegeheim oder im ambulanten Dienst, jeweils 400 Stunden in jedem Einsatzgebiet.
Der ambulante Dienst hat es Viktor Huber angetan. Er möchte sich nach dem Abschluss seiner Ausbildung als ambulante Pflegekraft bewähren. Das Rüstzeug erwirbt er gerade. Nach den wichtigsten Eigenschaften eines Pflegers gefragt, muss Huber nicht lange überlegen: "Am Allerwichtigsten ist Empathie. Man muss sich in den Menschen einfühlen können. Ich halte mir immer vor Augen, dass Pflegebedürftige in ihrem Leben anderen Menschen Gutes getan haben und ich ihnen ein Stück zurückgeben will." Er schätzt es, wenn er im ambulanten Einsatz für Menschen ihr Leid etwas lindern kann und weiß, dass er sie, nachdem er sie gut versorgt hat, in ihrer gewohnten Umgebung zurücklassen kann.
Ein fordernder Beruf
Trotzdem betont Huber, dass der Pflegeberuf oft fordernd ist - physisch wie psychisch. Auch der Schichtdienst kann belasten. Da muss das Privatleben immer wieder mal zurückstehen. Hier ist Einsatzbereitschaft gefragt .Man sollte gerne im Team arbeiten. Viktor Huber berichtet, dass man schon mal für den Kollegen einspringen muss - gerade im Schichtdienst - und wenn man seine Arbeit erledigt hat, auch mal bei jemand anderem mit anpacken sollte. Was das Medizinische anbetrifft, sollte man die Kraft haben, Angst vor dem Neuen abzulegen. "Wenn ich etwas Neues ausprobiere - wie zum Beispiel im Krankenhaus eine Infusion bei einem Patienten zu legen - dann bitte ich meine Ausbilder, mir dabei zuzuschauen." Mit der richtigen Anleitung und etwas Mut klappen dann praktische Lerninhalte .Hygiene ist das A und O" Sehr wichtig ist ein ausgeprägter Sinn für Hygiene. Wir müssen genau einschätzen können, wann es ratsam ist, Handschuhe zu tragen. Auch das routinemäßige Desinfizieren gehört ständig dazu; jetzt in Zeiten von Corona ganz besonders. Man braucht einen ausgeprägten Sauberkeitsinstinkt", betont Huber. Auch die Verwaltung will natürlich bedient werden. Man müsse sehr viel dokumentieren. Darüber hinaus müsse man sich an den Gedanken gewöhnen, dass man für Fehler und eventuelle Folgen haftbar sei.
Für die Ausbildung zur Pflegefachkraft ist eigentlich ein Mittlerer Schulabschluss vorgeschrieben. Man kann jedoch auch zum Beispiel nach dem Hauptschulabschluss und einer Ausbildung einsteigen oder nach dem Hauptschulabschluss erst die Ausbildung zum Pflegehelfer absolvieren. Was besonders im ambulanten Dienst unerlässlich sei, ist eine Führerschein, um an die einzelnen Einsatzorte zu gelangen, fügt Viktor Huber an.
Hervorragende Aussichten
Der Nettoverdienst für einen Auszubildenden zur Pflegefachkraft im ersten Lehrjahr beläuft sich auf etwa 900 Euro netto im Monat. Das Durchschnittsgehalt einer ausgelernten Pflegefachkraft in Vollzeit liegt in den alten Bundesländern bei rund 2 600 Euro brutto. Die Anstellungschancen für Viktor Huber nach seinem Examen sind hervorragend. Menschen werden immer älter und der Bedarf an Pflegekräften wird immer größer. Der Job ist somit krisensicher.
Doris Emmer
Straubinger Tagblatt 18.02.2022