Die Baustelle Seniorenzentrum „An der Alten Waage“ ist schon bemerkenswert fortgeschritten. Am Wochenende konnte man ein Musterzimmer besichtigen. Grafik des Musterzimmers
Diese Baustelle gehört ohne Übertreibung zu den rasantesten in Straubing: Der Neubau des Caritas-Seniorenzentrums "An der Alten Waage" in der Inneren Frühlingsstraße präsentiert sich ein halbes Jahr vor dem Einzug - vollends im Zeitplan - fertig verputzt und schmuck gelb gestrichen. Jetzt läuft der Innenausbau für das Haus mit 91 Pflegeplätzen auf Hochtouren. Es wird in Bezug auf bauliche Standards das schwer in die Jahre gekommene Marienheim ersetzen. Am Wochenende öffnete die Caritas bereits die Tür eines komplett eingerichteten Musterzimmers.
Mit der Resonanz, einen Blick in ein Musterzimmer in der tipptopp aufgeräumten Baustelle zu werfen, zeigt sich Heimleiterin Dr. Sandra Hasslöwer gestern vollauf zufrieden. Samstag und Sonntag riss jeweils über vier Stunden das Besucherinteresse nicht ab. Nachbarn kamen aus verständlicher Neugier, einige wollten sich einfach ein Bild machen "für später" und für andere ist der Gedanke des Einzugs in ein Altenheim schon reichlich konkret. Es seien vor allem Fragen wie "Kann ich Möbel mitbringen? Wo kommt das Essen her? Kann ich hier meine Gewohnheiten, meinen Tagesablauf weiterpflegen? Und was kostet das im Monat?", die potenzielle Bewohner umtrieben. Gekocht wird für das neue Haus in der Küche des Marienstift, und täglich warm angeliefert. Die Zimmer sind möbliert, wobei die Mitnahme eines Lieblingsstücks von Zuhause möglich ist. Nur die Frage nach dem Preis kann Dr. Sandra Hasslöwer noch nicht abschließend beantworten, die Verhandlungen stünden erst bevor.
Das Haus hat einen in Straubing noch ungewohnten Status. Bauherr und Besitzer ist Erl-Bau, die Caritas ist Mieter der sogenannten Sozial-Immobilie. Die benachbarten seniorengerechten Wohnungen, die ebenfalls gerade im Bau sind, werden allein von Erl-Bau vermarktet. Sie sind nicht betreut.
Zum Konzept des Hauses, in dem rüstige wie schwerst pflegebedürftige Bewohner ein Hausgemeinschaftsmodell leben werden, gab Dr. Sandra Hasslöwer den Besuchern gerne Auskunft. Die "gute Stube" jedes Stockwerks spielt nach ihren Worten dabei eine besondere Rolle. Im Wohn- und Essbereich werde man mit verstärktem Einsatz von Betreuungskräften und hauswirtschaftlichem Servicepersonal besonders darauf achten, dass Teilhabe möglich sei. Es soll das Gefühl vermittelt werden, daheim und dabei zu sein.
"Funktional und mit gehobenem Wohncharakter" beschreibt sie den Einrichtungsstil, der nicht auf den ersten Blick an Pflegemöbel erinnert. Auch farblich habe man sich Expertenrat eingeholt, jedes Stockwerk wird in Nuancen einer anderen Farbpalette gestaltet, was nebenbei die Orientierung erleichtert. Auch bei Beleuchtung und Badezimmerkonzeption mit tiefen Spiegeln sind neue Erkenntnisse von Bau- wie Pflegefachleuten eingeflossen.
Im Januar soll der Umzugstermin für Mai festgelegt werden, so Dr. Sandra Hasslöwer, denn dieser Tag muss generalstabsmäßig geplant werden. Immerhin ziehen die jetzigen Bewohner des Marienheims um und im neuen Haus soll binnen eines Tages der gewohnte Ablauf praktiziert werden. "Ich wünsche mir zum Umzug Blasmusik", sagt sie und schmunzelt. Schließlich hat sich keiner der Marienheim-Bewohner gedacht, dass er noch einmal mit einem Umzug konfrontiert sein wird. Von einem lachenden und einem weinenden Auge sprächen die Bewohner, sagt die Einrichtungsleiterin. Sie hingen an dem Haus, das Flair habe und einen wunderschönen Garten, aber baulich sei es für die heutigen Pflegeanforderungen nicht mehr zeitgemäß und den Auflagen der Heimgesetzgebung nicht mehr entsprechend. "Deshalb wurde der Neubau auch notwendig."
Im Frühjahr werde es auf der Baustelle voraussichtlich noch einen Tag der Offenen Tür geben, kündigt sie an. Momentan kann man sich bereits den Innenhof und die Kapelle vorstellen, während die Alte Waage, der Namensgeber, noch hinter Baumaschinen, Material und Bauzaun verborgen ist. Bis zur Eröffnung wird das lange Zeit hässliche Entlein aber ein stolzer Schwan. Denkmalpflegerisch abgesprochen wird das Häuschen einen Kiosk beherbergen, der für Bewohner wie Anlieger idealerweise zum Kommunikationspunkt werden könnte, so der Wunsch bei der Caritas.
Info
Wer sich über das neue Heim informieren oder vormerken lassen will, kann sich an die Leitung von Marienheim oder Marienstift der Caritas wenden.
Straubinger Tagblatt -mon-