Diskutierten über die Flüchtlings-Situation in Straubing (von links): Werner Schäfer, Markus Wimmer, Michaela Gürster, Hasso von Winning, Annette Ebner, Julia Liebl, Ilse Schneider und Moderatorin Irene Ilgmeier.chg
"Das Problem, das uns am meisten drückt, sind Personen, die eine Aufenthaltserlaubnis bekommen und nun eine Wohnung suchen", sagte Annette Ebner, Leiterin des städtischen Amts für Soziale Sicherung. Sie sprach dabei von circa 100 sogenannten Fehlbelegungen. Damit meint sie Flüchtlinge, die anerkannt sind und aus ihrer Gemeinschaftsunterkunft ausziehen müssten, aber schlicht keine Wohnung finden.
Pfarrer Hasso von Winning erklärte, er wolle das Pfarramt an der Pestalozzistraße zugunsten Sozialen Wohnraums abreißen lassen, und appellierte sogleich an alle Bürger, die Wohnungen ihr Eigen nennen, diese auch zu vermieten. "Was wir bräuchten, sind Menschen, die privaten Wohnraum vermieten und nach einer bestimmten Zeit ihre Erfahrungen weitergeben. Dann wären vielleicht mehr dazu bereit." Ilse Schneider, Vorsitzende des Internationalen Kulturtreffs, sprach in diesem Zusammenhang von sicheren Mietern, denn die Miete zahle entweder das Jobcenter oder der Flüchtling selbst, sofern er bereits eine Arbeit gefunden hat. Doch noch schrecken viele Vermieter vor Flüchtlingen zurück.
Hilfe und Unterstützung allein genügen jedoch nicht - vor allem nicht bei unbegleiteten Minderjährigen, die in die Selbstständigkeit geführt werden sollen. Michaela Gürster, Abteilungsleiterin Jugendwohnen bei der AWO, berichtete von mehreren Jugendlichen, die gerade volljährig werden, eine Ausbildung haben und seit neun Monaten eine Wohnung suchen. "Die letzte Wohnung hätte bei 37 Quadratmetern 300 Euro kalt gekostet. Das kann sich kein Lehrling leisten, auch kein einheimischer!"
Dass jede Krise auch Profiteure hervorbringt, darauf machte nun Schäfer aufmerksam: "Mann kann sich mit Immobiliengeschäften eine goldene Nase verdienen, auch hier in Straubing", sagte er, worauf sich Harry Carsten aus dem Publikum meldete: "Ich bedauere, dass Objekte wie Heimer und Precklein nicht von der Stadt erworben wurden. Und ich ärgere mich, dass 250 Geflüchtete in der Notunterkunft am Hagen sitzen, während gleichzeitig Geld verpulvert wird, um eine Immobilie wie das Hotel Heimer massiv im Wert zu mindern."