Wenn man als Besucher auf das Caritas-Altenheim Marienstift zugeht, hat man die auf den ersten Blick makellose Fassade eines zeitlos schönen Gebäudes vor sich. Jetzt wird das 30 Jahre alte Haus generalsaniert. Mit einem Aufwand von zehn Millionen Euro. Das allein zeigt die Dimension: Die Sanierung kostet mehr als damals der Neubau - 16,5 Millionen Mark.
Wenn man um die Ecke biegt, wird auch dem Laien bewusst, was die Caritas zu diesem Großprojekt veranlasst, das sich in drei Bauabschnitten auf drei Jahre erstrecken wird.
Die beim Einzug 1992 gepriesenen Wintergärten vor jedem Zimmer, aus Holz gebaut, sind sichtbar marode. Sämtliche Erkerelemente und Wintergartenabtrennungen werden abgebrochen. Die Erkerfassade wird mit geschosshohen Verglasungselementen erneuert. Die Grundfläche der Wintergärten wird den Bewohnerzimmern zugeschlagen, was die Möblierungsmöglichkeiten wesentlich flexibler macht, sagt Heimleiterin Dr. Sandra Hasslöwer. Auch die Fenster sind marode und werden erneuert. Viele Bereiche sind abgewohnt und abgenutzt, sagt Caritas-Geschäftsführer Norbert Scheidler und meint zum Beispiel die Bäder. Der vielzitierte Brandschutz muss an aktuelle Vorgaben angepasst werden. Die Aufzüge werden erneuert, ebenso größtenteils komplett die Haustechnik - Heizung, Lüftung, Sanitär und Elektro.
Man nutzte die Chance, die Stationen umzugestalten, sagt Dr. Sandra Hasslöwer. Nicht nur mit einem neuen Beleuchtungskonzept. Das jeweilige Stationszimmer werde in jeder Etage in den jetzigen Aufenthaltsraum verlegt, die entstehende großzügige Freifläche werde in zentrale Aufenthaltsbereiche für die Bewohner umgestaltet, mit Lese- und Fernsehplatz, Tischgruppe. "Und man ist trotzdem mittendrin", das wünschten sich die Bewohner.
Saal im Dachgeschoss wieder nutzbar
Endlich wird auch der Saal im Dachgeschoss, der seit drei Jahren aus Brandschutzgründen nicht mehr genutzt werden kann, mit einem zusätzlichen Fluchtweg ertüchtigt und neu gestaltet. Die an den Saal angrenzende Dachterrasse wird ein Schmuckstück des Hauses, schwellenlos erreichbar. Darauf freut sich Dr. Sandra Hasslöwer. Eine Animation des Architekturbüros zeigt Menschen, die unter großen Topf-Palmen auf Liegesesseln die Sonne genießen, mit Blick auf den Bayerischen Wald. Eineinhalb Jahre plant die Caritas mit dem im Altenheimbau erfahrenen Architektenteam Donhauser und Postweiler aus Freiburg, Fachingenieuren für Haustechnik, Brandschutz und Elektro an dem Vorhaben. Auch Stadt, Heimaufsicht, Regierung von Niederbayern, Diözese bis hin zum Pflegeministerium wurden eingebunden, berichtet Norbert Scheidler. Natürlich auch die Bewohner und ihre Angehörigen. Schließlich sind sie es auch, die über die Bauzeit von drei Jahren manche Einschränkung und Unannehmlichkeit in Kauf nehmen müssen. Denn saniert wird im laufenden Betrieb.
Zurzeit um 44 Bewohnerplätze reduziert
Zu bewerkstelligen ist das laut Scheidler nur durch Aufteilung in Bauabschnitte. Der ursprünglichen Idee, etagenweise zu sanieren, hätten die Fachleute sofort eine Absage erteilt. Ein Flügel des Hauses, in dem begonnen wurde, ist deshalb stillgelegt und vom Rest des Hauses abgetrennt. Dennoch werden die ein- und ausgehenden Handwerker dreimal wöchentlich auf Corona getestet, sagt die Heimleiterin.
Der jetzt geschlossene Flügel hatte 44 Plätze. Ein Teil der Bewohner ist innerhalb des Hauses umgezogen, ein Teil sei in das Caritas-Altenheim An der Alten Waage umgesiedelt, berichtet Dr. Sandra Hasslöwer. Und Zimmer zwischenzeitlich verstorbener Bewohner habe man nicht mehr nachbelegt. Aktuell wohnen im Haus nur noch 59 Senioren.
Weniger Bewohner heißt im Umkehrschluss weniger Mitarbeiter. Entlassen worden sei niemand, was in Zeiten des Pflegekräftemangels auch kontraproduktiv gewesen wäre. Einige Mitarbeiter seien in andere Caritas-Einrichtungen gewechselt, sagt die Heimleiterin. Stellen von Mitarbeitern, die ganz regulär in Rente gingen, seien nicht nachbesetzt worden. Im Haus habe man die vorhandene Struktur fester Stationszugehörigkeit aufgelöst. Das verlange dem Personal einiges an Flexibilität ab, sagt Dr. Sandra Hasslöwer. Auf diese Weise habe man jedoch nach kurzem Überhang wieder zu dem von den Kostenträgern vorgegebenen Personalschlüssel zurückkehren können.
Nach der Generalsanierung wird das Haus 90 Plätze anbieten (bisher 103). Einzelzimmer werden die Regel sein, in jedem Flügel wird es nur noch ein Doppelzimmer geben.
Zuschusszusage von der Kirche
Gestartet werden sollte eigentlich bereits 2020. Die Corona-Pandemie sei ein Hinderungsgrund gewesen, mehr noch aber Verzögerungen bei einem großen Förderantrag, sagt Norbert Scheidler. Inzwischen hat die Caritas die Zusage auf einen 870 000 Euro-Zuschuss von der Diözese Regensburg. Und aus dem Bayerischen Modernisierungsprogramm fließen 387 000 Euro. MdL Josef Zellmeier hat die Caritas dabei unterstützt.
Scheidler macht sich nach Vorgesprächen zudem Hoffnung auf "einen nennenswerten Betrag" aus einem neu aufgelegten Förderprogramm des Freistaats.
Nichtsdestotrotz. Das Gros der Summe muss die Caritas selber aufbringen. Sie sei gezwungen, Investitionskostenbeiträge auf die Bewohner umzulegen. Etwas, was der Caritas sehr widerstrebe, denn die Selbstzahler würden immer mehr belastet, ein Manko der letzten Pflegereform, so Norbert Scheidler und Dr. Sandra Hasslöwer unisono.
von Monika Schneider-Stranninger
SR Tagblatt 20.03.2021