Gegen 21 Uhr am Abend des 27. März erhielt Dr. Sandra Hasslöwer einen Anruf: Ein erster Bewohner war nach einer Dialyse positiv auf Corona getestet worden. "Dann lief unsere Maschinerie an", sagte Sandra Hasslöwer bei der Mitgliederversammlung des Caritasverbands am Donnerstag. Auch die Versammlung war stark geprägt von der Pandemie.
Nur eine Stunde dauerte die Versammlung, bewusst habe man sich auf das Wesentliche beschränkt, sagte Norbert Scheidler, Vorsitzender des Caritasverbands Straubing-Bogen. Alle Teilnehmer mussten Hände desinfizieren und Masken tragen. Die Mitglieder erreichten den Raum im Caritas Pflegezentrum an der Alten Waage über einen separaten Eingang.
Pflegerin musiziert für die Bewohner
Ganz vorne auf der Tagesordnung stand die Ehrung von Mitarbeitern für ihr Dienstjubiläum. Seit 25 Jahren arbeitet Susanne Schütze im Marienstift - übernimmt Tag- und Nachtschicht, ist flexibel auf den verschiedenen Stationen unterwegs. Sie musiziert für die Bewohner und strahle stets Gelassenheit und Souveränität aus - und das, obwohl zu ihrer Arbeit auch gehört, sich um sterbende Bewohner zu kümmern. Dafür bedankten sich Sandra Hasslöwer und Scheidler und überreichten ihr die Elisabeth-Medaille.
Der Caritasverband versuche, die gesamte Palette der Pflegebedürftigkeit abzudecken, schilderte Sandra Hasslöwer - vom ersten Moment, in dem das Thema in einer Familie auftauche, bis zuletzt. Unter anderem haben die Mitarbeiter des Ambulanten Pflegediensts im Jahr 2019 über 400 000 Kilometer zurückgelegt. Erfreulich sei, dass die Tagespflege in Niederwinkling mit 13 Besuchern pro Woche sehr gut angenommen werde, auch die betreute Wohngemeinschaft in Niederwinkling habe sich etabliert. Das Marienstift und das Pflegezentrum an der Alten Waage würden sich derzeit jedoch schwer tun, sagte Sandra Hasslöwer. Die Sanierung des Marienstifts sei eine Herausforderung und im Pflegezentrum gebe es coronabedingt weniger Einnahmen.
Zum Pflegealltag in Corona-Zeiten sagte sie: "Wir waren gut gewappnet und mussten das auch sein." Neben positiven Aspekten, wie Ehrenamtliche, die für Heimbewohner - natürlich mit Abstand - musizierten, sehen sich die Mitarbeiter derzeit jedoch immer mehr Anfeindungen gegenüber. Die Gesellschaft verstehe nicht, weshalb vieles in einem Seniorenheim so streng gehandhabt werde, wo doch sonst überall gelockert werde. "Aber wir sind sicher, dass dieser Weg der richtige ist."
Der nächste Streitpunkt sei die sogenannte Ausbildungsumlage. Die generalistische Pflegeausbildung, die europaweit anerkannt sei, sei nur zu befürworten. Das Problem aber sei die Finanzierung, so Sandra Hasslöwer. Die Umlage müsse nämlich von den Bewohnern bezahlt werden und auch hier gebe es Preisschwankungen unter den Einrichtungen. "Das ist eine große Ungerechtigkeit, dies an die Pflegebedürftigen weiterzugeben."
Strukturveränderungen bei der Caritas
Scheidler ging auf Strukturveränderungen im Caritasverband ein, so gibt es nun zwei hauptamtliche Vorsitzende und nicht wie früher ehrenamtliche. "Das ist schlichtweg angemessen." Der Caritasverband habe im Jahr 2019 eine Bilanzsumme in Höhe von über 11 Millionen Euro gehabt, die gemeinnützige Caritas Pflege GmbH von über 2,6 Millionen Euro.
Karl Bauer vom Caritasrat berichtete, dass die Ratsmitglieder die Bilanz als ordnungsgemäß bewerten. Sie stellen sowohl dem Verband als auch der Pflege GmbH eine gute Liquidität aus. Der Vorstand aus dem Jahr 2019 wurde einstimmig entlastet. -
phi-
Straubinger Tagblatt 28.09.2020