"Wenn man die Projekte gesehen hat, kann man sie sehr viel besser vertreten und den Menschen erklären, was mit ihren Spenden geschieht", meint Norbert Scheidler.
Viele Menschen in Georgien leben in großer Armut. In der Hauptstadt Tiflis gibt es eine große Zahl von Straßenkindern, etliche sind verwahrlost, manche sind drogenabhängig oder schnüffeln. Die Caritas bietet ihnen eine Notschlafstelle und betreut sie durch Sozialarbeiter und Psychologen. So gelingt es nach und nach, Vertrauen aufzubauen und die Kinder zu stabilisieren und – wenn irgendwie möglich – den Kontakt zu ihren Familien wieder herzustellen. "Die Caritas Georgien leistet hier Nothilfe und versucht, die Kinder wieder auf die Spur zu bringen, damit sie ihr Leben in den Griff bekommen", berichtet Norbert Scheidler. Das sei nicht einfach bei Kindern, die unter härtesten Bedingungen auf der Straße leben, "gelingt aber in vielen Fällen ganz gut", so sein Eindruck. Und während die Regierung früher das Problem einfach geleugnet hat, ist die Sozialarbeit inzwischen sehr anerkannt.
Einheitsrente von 70 Euro im Monat
Ein zweites Einsatzfeld, das die deutsche Caritas aus Spenden unterstützt, ist die Hauskrankenpflege alter Menschen. In Georgien gibt es keine Pflegeversicherung, nur eine Einheitsrente, die bei etwa 70 Euro im Monat liegt. Mobile Krankenpflege war nie Teil der staatlichen Sozialdienste in Georgien obwohl schätzungsweise 10 000 Menschen auf diese Hilfen angewiesen sind. "Wir haben alte Menschen in katastrophalen Wohn- und Lebensbedingungen angetroffen", sagt Scheidler. Die Pflegeschwester ist oft der einzige Lichtblick für diese Menschen. Mit deutscher Unterstützung ist es dabei in den vergangenen Jahren gelungen, überhaupt Pflegeschwestern adäquat auszubilden. Im zentralen Rehazentrum der Caritas in Tiflis finden regelmäßig Fortbildungen in Physiotherapie, medizinischen Massagen, Diagnostik und Labor oder der speziellen Pflege von behinderten und bettlägerigen Menschen statt. Diese Kurse sind einzigartig in Georgien. "Auch wenn es gelungen ist, den georgischen Staat bei der Finanzierung mit in die Pflicht zu nehmen, ist diese wichtige Arbeit weiter auf große Unterstützung durch Spenden angewiesen", sagt der Straubinger Caritas-Geschäftsführer.
Zu den weiteren Projekten, die er bei der Dialogreise kennenlernte, zählten ein Wohnhaus für behinderte, misshandelte und elternlose Kinder in dem Dorf Martkopi und eine Suppenküche für Arme in Tiflis. Hier essen an jedem Werktag 230 ältere Menschen und 180 Kinder aus dem Jugendzentrum.
Der Wille zum Aufbruch ist erkennbar
Generell kommt die Arbeit der Caritas nicht nur Katholiken zugute, von denen es in Georgien nur knapp ein Prozent der Bevölkerung gibt, sondern Bedürftigen unabhängig von Herkunft und Religion.
Mit rund 4,5 Millionen Einwohnern liegt Georgien eingekeilt zwischen den Regionalmächten Russland und Türkei und hat einen latenten und ungelösten Konflikt um die abtrünnigen Gebiete Abchasien und Süd-Ossetien. Das Land, in dem bei allen sozialen Problemen auch der Wille zum Aufbruch erkennbar ist, bekennt sich zu Europa. Es strebt eine Mitgliedschaft in der EU und in der NATO an.
Caritas international leistet seit über 60 Jahren weltweit Not- und Katastrophenhilfe und fördert die soziale Entwicklung besonders benachteiligter Bevölkerungsgruppen. Die Hilfsorganisation arbeitet mit weltweit 160 nationalen Organisationen zusammen und unterstützt etwa 700 Projekte, die von einheimischen Mitarbeitern vor Ort betreut werden. Maßstab ist die "Hilfe zur Selbsthilfe".
Seit 2016 wird die Caritas Georgien als Drei-Riten-Caritas geführt, in der die Römisch-Katholische, die Chaldäisch-Katholische und die Armenisch-Katholische Kirche vereint sind. Aktuell setzt sie mit einem Jahresbudget von etwa 1,5 Millionen Euro 30 Projekte in unterschiedlichen Landesteilen um. Mittelgeber sind neben Caritas international auch Renovabis, verschiedene Diözesan Caritas-Verbände in Italien sowie italienische Kirchengemeinden und Privatspender, Caritas Rumänien, Caritas Frankreich. Weitere Mittel stammen von den Kommunen Tbilisi, Gori, Kutaissi, dem Gesundheitsministerium, der Bischofskonferenz der USA und weiteren. Die Caritas Georgien hat derzeit rund 200 Mitarbeiter.
Spendenkonto:
www.caritas-international.de
Bank für Sozialwirtschaft
IBAN: DE88 6602 0500 0202 0202 02
BIC:BFSWDE33KRL
Konto: 202, BLZ: 66020500
Stichwort: Georgien
Quelle: Straubinger Tagblatt