Same procedure as every year" heißt es jeden Silvesterabend beim legendären "Dinner for one". Das Straubinger Tagblatt hat, meist im Juni, auch ein Ereignis auf dem Schirm, das jährlich wiederkehrt, sein Stadtplatzfest zugunsten des Sonnenzugs, der eine Gemeinschaftsveranstaltung mit der Caritas ist.
Seit 45 (!!!) Jahren erleben jährlich Senioren und Menschen mit Behinderung einen tollen Ausflugstag - früher per Sonderzug, daher der Name, seit Jahren mit behindertengerechten Bussen. Rollstuhl und Rollator - kein Problem!
Einen wesentlichen Finanzierungsanteil hat das Stadtplatzfest, das nach wochenlanger Vorbereitung des verlagseigenen Marketing für Logistik, Warenorder, Rekrutierung von Helfern, Unterhaltungsprogramm und Bangen um Schönwetter vergangenen Samstag wieder über die Bühne ging.
Wir werfen Schlaglichter auf das Fest, das am Ludwigsplatz Spätnachmittag mit einem von der Verlegerfamilie auf 10 000 Euro aufgerundeten Erlös zu Ende ging. Genauso viel braucht der Sonnenzug, um am 15. Juli nach Bad Füssing aufzubrechen.
Anzapfen: Eine Routinesache für OB Markus Pannermayr, der - mit der Melodie vom "Traumschiff" im Hintergrund - nur zwei Schläge brauchte, ehe die ersten Halbe für die Eröffnungsgäste zum Anstoßen auf gute Einnahmen über die Schenke gingen.
Bier und mehr ist alljährlich der Job von Hans Artmann von der Brauerei Arco mit seinem Team und Thomas Janker an der Schenke. Um 6 Uhr früh baut die Arco-Truppe Tische, Bänke und Schenke auf, um dann - ihr Stadtplatzfest-Ritual - im Gäubodenhof ausgiebig Frühstücken zu gehen. Früher habe man alles von Hand geschleppt, erinnert sich Artmann, heute helfen Gabelstapler. Das Stadtplatzfest - "eine gmahde Wiesn, jeder weiß, wo er hinlangen muss." 40 Jahre ist Artmann heuer bei Arco und Tagblatt-Stadtplatzfeste hat er gut und gerne 35 aus der ersten Reihe miterlebt. "Immer gern", sagt er und erinnert sich sowohl an die Jahrzehnte des Fests am Theresienplatz wie den Wechsel von Maßkrügen auf Halbe.
Essen und Trinken: Eingekauft hat die Marketingabteilung über 20 Kilo Emmentaler, 60 Kilo Bratwürstel - auch als vegane Variante, 40 Kilo Kartoffelsalat, 12,5 Kilo Currywürste und 20 Kilo Pommes (die beiden letzteren waren schon am frühen Nachmittag ausverkauft), 100 Schokomuffins. Dazu Helles, Weißbier - beides auch alkoholfrei -, Radler, Wasser, Limonaden, Kaffee. Schenkkellner Thomas Janker erfüllte auch Sonderwünsche nach Russ, Cola-Weizen, Weißbier als Mass oder "Pfiiiif".
Wetter: WetterOnline verhieß am Freitag ein "Sommerwochenende wie aus dem Bilderbuch", "nicht mehr so schwül, sonniges Grill- und Ausflugswetter". War es früh noch diesig und kühl, hat der Sommertag immer mehr Fahrt aufgenommen. Begehrt bei Gästen wie Helfern: Sonnenschirm und -schutz.
Gäste gab es neben lokaler Prominenz auch internationale. Martha Speckmaier (84), die seit Jahrzehnten in den USA (bei Seattle) lebt, ist zurzeit zu Besuch bei ihrer Schwester Gertraud Heimerl (90). "Sobald das Flugzeug in München landet und ich aussteige, fühle ich mich, als wäre ich nie weggewesen", sagt sie. Der dreiwöchige Heimatbesuch geht die Tage zu Ende. Gefreut hat sie sich am Samstag auf eine Portion Leberkäs und ein Bier und über Stefan Dietl, den singenden Wirt aus Elisabethszell, der "Cousin zweiten Grades" der beiden Schwestern ist.
Teamarbeit ist großgeschrieben: Rund 35 Helfer waren auf Achse. Redakteure, Marketing- und Leserservicemitarbeiter sowie Azubis aus dem Büromanagement tauschten für diesen Tag den Schreibtisch und Computer mit Schürze, Grillzange und Bedienungstasche. Aufgestockt wurde das Team durch Mitarbeiter der Gebäudereinigung Bruder Straubinger, die für nahtlosen Nachschub an blitzsauberen Tellern und Besteck sorgten. Den schweißtreibensten Job hatten neben Gickerlbrater Stefan von "Grillspezialitäten Englbrecht", der 210 Gickerl auf dem Spieß in Schach hielt, die Leiter der Politikredaktion Markus Peherstorfer und Markus Lohmüller, Claudia Sprenger von der Geschäftsstelle der Bogener Zeitung am Würstl-Grill sowie Eva Gugg vom Leserservice an der Pommes-Friteuse.
Kilometerleistung: Mit die größte Kilometerleistung legten während dieses Tages bei bester Laune die Azubis (Kauffrau für Büromanagement) Felicia Müller und Sina Simmel hin, die als Bedienungen unterwegs waren. Nicht minder Sybille Oischinger vom Telefonservice des Vertriebs, die erst seit diesem Frühjahr im Tagblatt arbeitet. Ganz beiläufig erzählte sie, dass sie sich darauf gefreut hat, als Mitarbeiterin endlich bei diesem Fest mal mithelfen zu können. Sich für etwas Regionales sozial zu engagieren, der Gedanke gefalle ihr.
Ehrenamt: Vom Freiwilligenzentrum vermittelt wurde Marie Schuster (28). Sie arbeitet im Büro eines Prüflabors, will aber trotz Vollzeitstelle "ab und zu etwas Gutes tun". Deshalb hat sie sich beim Freiwilligenzentrum für Einmalaktionen registrieren lassen. Das könne sie besser mit der Arbeit verbinden als eine regelmäßige Verpflichtung. In der Zeit der Corona-Beschränkungen hat sie für Ältere eingekauft. Erfahrung als Bedienung hatte sie bis Samstag keine, wohl aber von anderen Gastronomiejobs. Ihr Fazit: "Es hat Spaß gemacht."
Kinder bespaßt haben den ganzen Festtag drei Mitarbeiter des Integrativkindergartens Spielstube der Caritas mit Kinderschminken - auf Fotos konnten sich die kleinen Gäste ihr Motiv aussuchen. Auch Jugendliche ließen sich mit Malereien verschönern, bevorzugt an Armen und Händen. Alternativ oder hintereinander gab es noch Stofffiguren zum Bemalen und Mitnehmen und Buttons zu basteln.
Erlös: Der Sonnenzug schlägt laut Angelika Schebelle, Caritas-Geschäftsführerin, mit Kosten von 17 000 Euro zu Buche, wovon die Caritas mit ihrer Karsamstagsaktion 2 600 Euro beisteuert, 800 Euro bisher eingegangene Spenden, Eigenleistungen der Teilnehmer 3 800 Euro. Dazu kommen die beim Stadtplatzfest erlösten 10 000 Euro. Das sind die gesamten Einnahmen ohne Abzug, denn die Verlegerfamilie übernimmt alle Kosten des Festes.
Ziel: Der Straubinger Sonnenzug fährt am Samstag, 15. Juli, 9 Uhr, nach Bad Füssing. Dort erwartet die Teilnehmer - aktuell 205, davon 29 mit Rollstuhl und 40 mit Rollator -, die in fünf Bussen anreisen, ein Gottesdienst, Mittagessen in der Burgwirtschaft, Flanieren im Kurpark samt Kurkonzert. Für knapp 60 Helfer ist gesorgt.
Für Spätentschlossene: Es sind noch Restplätze frei. Einfach bei der Caritas melden, Telefon 09421/99120.
von Monika Schneider-Stranninger
Straubinger Tagblatt 26.06.2023