Sonnenzug?
Seinem Namen ist der Ausflugstag für Senioren und Menschen mit Behinderung in Regie der Caritas und wesentlich finanziert vom Stadtplatzfest des Straubinger Tagblatts, heuer ganz besonders gerecht geworden. Es war viel Sonne, Sonne im Übermaß. Der lang geplante Ausflug hat den heißesten Tag des Jahres erwischt oder vielmehr hat der heißeste Tag ihn erwischt. Das Thermometer im Bus zeigte bei der Rückfahrt 36 Grad Außentemperatur an, die Busse waren herrlich klimatisiert.
Unterm Strich: Alle knapp 190 Teilnehmer haben diesen Tag genossen, mit einem entspannten Aufenthalt und sehr viel Wasser, das immer wieder angeboten und aus Überzeugung genauso viel konsumiert wurde. Alle sind gesund zurück. Gut zwei Dutzend angemeldete Teilnehmer hatten aus Sorge vor den prognostizierten Temperaturen kurzfristig abgesagt. Auch verständlich.
Meine Sitz-Nachbarin im Bus, wie viele in den Achtzigern, sagte zu Brigitte Gürster von der Caritas, die mehr Sonnenzüge miterlebt und mitorganisiert hat als jeder andere und für die viele Mitfahrer altvertraute Bekannte sind: "Schee war´s, bis nächstes Jahr, wo fahr ma denn hin?"
Die ersten Vorschläge für 2024 sind bereits im Bus genannt worden - der Donaudurchbruch Weltenburg oder Gut Aiderbichl zum Beispiel. Die Organisatorin der Caritas, diesmal erstmals Iris Lendzian, hat das schon mal abgespeichert. Es wird sich ein Ziel finden lassen. Vielleicht künftig im September und nicht mehr im Juli - dem Klimawandel geschuldet, so erste Überlegungen von Caritas-Geschäftsführerin Angelika Schebelle, die den ersten Sonnenzug in ihrer Amtszeit begleitete.
Bad Füssing, bereits zum zweiten Mal angesteuert, hat jedenfalls gepunktet:
Mit Maiers Burgwirtschaft, einem urigen Ausflugslokal mit musikalischem Alleinunterhalter, das 190 auf einen Schlag eintreffende Gäste aus dem Handgelenk ruckzuck bedienen und beherbergen kann. Der georderte Schweinebraten mit Knödel, Kraut und gemischtem Salat (nicht aus der Dose) wurde viel gelobt.
Punkten konnte Bad Füssing auch mit barrierefreien, trotz Hitze machbar kurzen Wegen, behindertengerechten Toiletten, noch dazu in großer Zahl und modernem Standard. Und schließlich mit dem schattigen Kurpark mit Lokalitäten. Nur das Kurkonzert hätte Bad Füssing durchaus ohne Eintritt anbieten können.
Vor allem konnte dieser Sonnenzug mit dem Caritas-Team punkten, das personell für diesen schon wegen der angekündigten Hitze herausfordernden Tag generalstabsmäßig gerüstet war. Von der ersten Minute im Bus wurde darauf geachtete, dass alle laufend mit Getränken versorgt wurden.
Ein Pluspunkt auch die hilfsbereiten Busfahrer von Alois Pfeffer aus Zenting/Grafenau, der mit seiner behindertengerechten Flotte - fünf Busse waren für den Sonnenzug unterwegs - wieder alle in Staunen versetzte, die sowas noch nicht gesehen haben. Per Aufzug können Menschen im Rollstuhl ohne jede Anstrengung in den Bus gelangen. Begleitet von aufmunternden Worten der Busfahrer, für die diese technische Ausstattung das Normalste der Welt ist. Ein Unfall auf der Autobahn wurde mit kurzfristigem Umschwenken auf die Landstraße logistisch bewältigt. Die wenige Verspätung bei der Ankunft in Bad Füssing nahm niemand übel - im klimatisierten Bus zog die hitzeflirrende Landschaft vorbei
Entschleunigtes Programm und Leihrollstühle
Dass es trotz Tropenhitze ein schöner Ausflugstag wurde, ist den temperierten Bussen, dem mehrfach fahrenden Shuttle zur Kirche und vielen kühlen Getränken zu verdanken. Auch den Rollstühlen, die das Sanitätshaus Zimmermann für diesen Tag kostenlos zur Verfügung stellte. Mancher, der nicht mehr so gut zu Fuß ist, hat sich zum ersten Mal getraut, im Rollstuhl zu sitzen. Und es war eine gute Erfahrung, dass dieses Hilfsmittel samt nettem Helfer zu einem größeren Aktionsradius verhelfen kann. Und einem entspannten Programm für die knapp 190 Teilnehmer, die sich privat und aus dem Caritas-Pflegezentrum An der Alten Waage, dem Seniorenzentrum Geiselhöring, von den Barmherzigen Brüdern, dem Leonhard-Kaiser-Heim Bogen, dem Antoniusheim Münchshöfen und den KJF-Wohngruppen angemeldet hatten. Darunter 23 Rollstuhlfahrer, 27 Senioren mit Rollator und 50 Helfer.
Nach dem Mittagessen zelebrierte Dekan Johannes Plank von St. Elisabeth in der architektonisch wie ein Zeltdach konstruierten modernen Heilig-Geist-Kirche den traditionellen Gottesdienst. Motto: Seid mutig und stark - nach der Lesung aus dem Buch Josua. Die Kleinen, diejenigen, die Hilfe brauchen, habe Gott besonders lieb, versicherte Plank. Gott schaue auf die, die sich auf ihn verlassen, von ihm alles erwarten, und nicht auf die, die sich aufblähen. Er wünschte den Zuhörern, die Zusage Gottes zu spüren, wenn sie sich manchmal einsam fühlten. Caritas sei eine Grundaufgabe der Kirche, Nächstenliebe, Dienst, das brauche Liturgie, Glaube und Taten. Mutig und stark. Musikalisch mitreißend mit Gitarren und Gesang umrahmt wurde der Gottesdienst von Werner Vau und den Caritas-Mitarbeiterinnen Andrea Würger und Christina Hagemann. Am Schluss dankbarer Applaus.
Zwei Stunden im Kurpark: Koikarpfen und Konzert
Danach waren zwei Stunden Zeit, um im schattigen Kurpark unter Bäumen zu sitzen, einen Eiskaffee zu schlürfen oder Kaffee und Kuchen zu genießen. Artur Christmann, CSU-Stadtrat und Verwaltungsrat für Seniorenfragen, hat mit Rollstuhlfahrer Michael Hebensberger (84) aus dem Altenheim Geiselhöring, dem er als Begleiter für diesen Tag zugeteilt wurde, kühle Schorle genossen. Die beiden haben sich gut unterhalten. Eigentlich habe ihm die Motivation gefehlt, mitzufahren, sagte Hebensberger, im Nachhinein gereut hat es ihn nicht. Christmann hat ihn gleich zu "Musik am Nachmittag" eingeladen, für den Herbst. Michael Hebensberger sah bei der Abreise immer noch aus wie aus dem Ei gepellt - nicht wie nach einem strapaziösen Hitzetag. "Hitze macht mir nichts", sagt er, er habe sein Leben lang auf dem Bau gearbeitet.
Ärztin aus dem Klinikum: Teilnehmer super
Dr. Stefanie Lang, Ärztin aus dem Klinikum St. Elisabeth, ist bereits zum zweiten Mal beim Sonnenzug mitgefahren. Ihr Fazit: Sie war mit einer Helferin an ihrer Seite angesichts der Hitze auf einiges vorbereitet. Aber Senioren wie Begleiter hätten vorbildlich darauf geachtet, genug zu trinken. "Das A und O." Nur eine einzige Teilnehmerin, eine 89-Jährige, hatte nach dem Gottesdienst Kreislaufprobleme. "Ein nasser Waschlappen auf die Stirn, eine Flasche Wasser getrunken, Blutdruck kontrolliert. Wir mussten nicht weiter eingreifen", so die Ärztin. Später war die alte Dame bereits wieder beim Kurkonzert."Ansonsten haben wir nicht einmal ein Pflaster gebraucht."
Um 17.45 Uhr waren die Busse wieder am Busbahnhof in Straubing. Die Buttons, jede Busbesatzung hatte eine andere Farbe, wurden wieder eingesammelt. Bis 2024.
Vielleicht dann im September?
Von Monika Schneider-Stranninger
Straubinger Tagblatt 17.07.2023