Samstag, kurz nach acht Uhr am Hagen beim Schützenhaus. Die ersten Teilnehmer des 47. Sonnenzugs von Caritas und Straubinger Tagblatt warten schon. Man will ja pünktlich sein. "Meinst Du, wir werden den Drachen zu Gesicht bekommen?", fragt eine Seniorin ihre Begleiterin. Gemeint ist der sensationelle Hightech-Drache des Further Drachenstichs. Tatsächlich: Viele der 160 Teilnehmer haben ihn am Samstag in seiner Drachenhöhle gesehen, während ihres individuellen Rundgangs durch die eben eröffnete Landesgartenschau in Furth in Wald. Und sogar sein Grollen gehört. Er hat mächtig Eindruck gemacht, noch mehr die in jahrelanger Vorarbeit geschaffene grandiose Garten- und Parkanlage. Fazit vieler nach einem schrittereichen Tag: Es lohnt sich, noch einmal zu kommen, wenn die Anlage ihr Sommer- oder Herbstgesicht aufsetzt.
Eine gute Stunde Fahrt nach Furth im Wald.
Ein Klacks für die Senioren und die Busflotte der Firma Pfeffer aus Zenting/Grafenau. Vier Busse, zwei davon mit Liftanlagen für Rollstuhlfahrer, waren am Samstag eingesetzt. Die Busfahrer, versiert im Umgang mit der immer wieder beeindruckenden Technik, freundlich und sympathisch humorvoll im Umgang mit den Senioren.
Darunter auch Teilnehmer aus Marienstift, Pflegezentrum Alte Waage, St. Nikola, Bürgerheim, Leonhard-Kaiser-Heim, von Barmherzigen Brüdern und Vinzentiushaus/Wohngemeinschaften St. Hildegard. Das Altenheim Geiselhöring, leidenschaftlich gerne beim Sonnenzug dabei, hat heuer wegen des nahen Stadtfestes dort diesmal pausiert.
Als einziger Stadtrat war wieder Artur Christmann, Verwaltungsrat für Seniorenfragen, mit im Boot. Er betreut dabei jedes Mal einen Rollstuhlfahrer. Der ihm zugeteilte Senior hatte allerdings kurzfristig gesundheitlich absagen müssen, deshalb begleitete er zwei Bewohner des Vinzentiushauses durch den Tag. Fabian und Sarah hat es gefallen, "cool" sei es gewesen, sagte Sarah am Schluss, "überhaupt und auch wegen Artur".
Offene Arme für Senioren in Furth im Wald
Caritas-Geschäftsführerin Angelika Schebelle und Iris Lendzian, die bei der Caritas den Sonnenzug organisiert, sind bei der Geschäftsführung der Landesgartenschau auf offene Arme und offene Ohren gestoßen. Die vier Busse konnten ganz nah am Eingang zum Tagungszentrum und zur Landesgartenschau parken. Bei den Eintrittskarten ist man der Benefizaktion Sonnenzug mit Rabatten entgegengekommen und hat obendrein fünf Leihrollstühle kostenlos zur Verfügung gestellt. Die wurden genutzt für Teilnehmer, für die der Bummel durchs Gelände vielleicht doch ein wenig zu anstrengend geworden wäre. Sie waren froh darum. Nebenbei: Auch an Behindertentoiletten hat es auf dem Gelände nicht gemangelt.
Ausgerüstet waren die allermeisten Teilnehmer in bemerkenswerter Perfektion: Vom Sonnenhut, Sonnenbrille bis zu Knirps in der Tasche und vor allem Kleidung im Zwiebelschalenprinzip. Man weiß ja nie, was das Wetter macht. Aber - es hat gehalten. Kein einziger Regentropfen. Und angenehme Temperaturen, was die Entscheidung, den Sonnenzug im Frühherbst (wie vergangenes Jahr) oder im Frühjahr statt im Sommer fahren zu lassen, wieder bestätigt hat.
Im Tagungszentrum hat die Teilnehmer - davon 18 mit Rollstuhl und 26 mit Rollator - ein freundlicher Saal erwartet, in dem zum Auftakt Stadtdekan Johannes Plank mit den Teilnehmern einen Wortgottesdienst gefeiert hat, mit viel Gesang und auf Gitarren umrahmt von den Caritas-Mitarbeiterinnen Christina Hagemann und Andrea Würger.
Passenderweise im Zentrum auch der Fürbitten: Die Schöpfung und deren Erhalt. Geschichte vom traurigen Gänseblümchen Plank erzählte die Geschichte vom traurigen Gänseblümchen, das bedauert, weniger Aufmerksamkeit und Ansehen zu genießen als Rose oder Lilie. Dann spielten Kinder mit den Gänseblümchen, freuten sich an der Pracht eines ganzen Teppichs davon auf der Wiese. Darauf die Rose: "Siehst du, wie ihr beachtet werdet!" So bringe am heutigen Sonnenzugtag jeder seine eigene Lebensgeschichte mit, auch Situationen, aus denen man flüchten möchte, aus Einsamkeit, Schicksalsschlägen. Heute könne jeder Gemeinschaft erleben, Begleitung und Hilfe an der Seite und das Wissen, dass es anderen ähnlich geht wie einem selber und man nicht allein ist, versicherte Plank.
Sein Wunsch an alle für einen schönen Tag inmitten von Blumen, Grün und Vogelgezwitscher ist kein frommer Wunsch geblieben. Erst einmal wurde aber im gleichen Saal zügig und mit großer Freundlichkeit das Mittagessen serviert - traditionell Schweinebraten mit Semmel- und Kartoffelknödel und gemischtem Salat. Vegetarische Alternative Bandnudeln mit Kräutersoße und Spargel. Beides wurde unisono gelobt.
Dann gab es kein Halten mehr, die Neugier war schon zu groß. Die ersten sind gleich aufgebrochen, für die Teilnehmer war eigens ein Seitentor geöffnet worden, um einen zügigen Zugang zu ermöglichen. Den Nachmittag konnten alle individuell gestalten. Die meisten waren in kleinen Gruppen unterwegs, machten Halt bei einer der Bühnen im Gelände, hörten Toni Lauerer zu oder schmunzelten über ein Männerballet, in sixpack-suggerierenden T-Shirts Persiflage auf die Chippendales. Und staunten über die Goaßlschnalzer, die in der architektonisch aufsehenerregenden Park-Arena ihre Kunst zeigten.
Viele Gelegenheiten für Verschnaufpausen, Verpflegungsstände und Café sowie Sitzgruppen mit Sonnenschirmen, Sitzsäcke, Hängematten und Liegen im Gelände boten Gelegenheit für Verschnaufpausen.
Zu sehen gab es sowieso jede Menge: Rasenflächen wie flauschige Teppiche, Baumalleen,
Wasserläufe, Brücken, Blumenrabatten, Gemüsegarten, dazwischen immer wieder kreative Glaskunst aus dem Bayerischen Wald und Anregungen für den eigenen Garten - vom Hochbeet über natürliche Zäune, Gärten im Blumentopf, Bienenfreundlichkeit, Kräutergarten bis zu pflegeleichter Grabgestaltung. Der Duft von Rosen, Ebereschen, Waldmeister. Ein Stand für achtsamen Umgang mit Lebensmitteln. Informativ, plakativ, ohne erhobenen Zeigefinger. Und immer wieder tiefsinnige Sprüche und Botschaften auf Holz, Glas oder Stein platziert. "Mutausbruch" zum Beispiel.
Das Gelände ist liebevoll professionell gestaltet. Sinnig und für alle Sinne. "Sagenhaft viel erleben", so heißt der Slogan der Landesgartenschau. Nicht zu viel versprochen. Da sind sich die Sonnenzug-Organisatoren wie -teilnehmer einig. Um 16.30 Uhr finden sich alle wohlbehalten beim vereinbarten Treffpunkt ein. Eva Diepold, die vom Klinikum mitgereiste Ärztin aus der Notaufnahme, wird x-mal von Begleitern wie Senioren besorgt gefragt, ob sie denn einen Einsatz hatte. Eva Diepold erklärt immer wieder gerne, "alles okay, nichts passiert" und verweist lachend auf den alten Spruch: Wenn man mit einem Regenschirm gewappnet ist, regnet es nicht. Nicht wenige sagen ihr, wie froh sie sind, dass sie zur Sicherheit dabei war. Auf der Heimfahrt werden im Bus 2 inbrünstig Volkslieder gesungen. "...ich wär so gerne noch geblieben, aber der Wagen, der rollt". Und die obligatorische Frage bleibt natürlich auch nicht aus: "Und wo fahren wir nächstes Jahr hin?"
von Monika Schneider-Stranninger
Straubinger Tagblatt 26.05.2025