Neuer Schwung im Seniorenheim
Rund ein halbes Jahr wurde im Marienstift Pflegeheim gebowlt - auf digitale Weise. Jetzt soll die nächste Einrichtung mit der Spielkonsole zum Bowlen bedacht werden.
Seit nun gut einem halben Jahr gibt es das Pilotprojekt im Pflegeheim. Nun sei es an der Zeit, die Konsole weiterzugeben an ein neues Seniorenzentrum, damit auch andere Bewohner in den Genuss kommen, erklärt die Projektleiterin Heike Adelhardt.
Im Marienstift wurde deshalb eine Abschlussfeier veranstaltet.
Das digitale Bowling war Teil des Förderprogramms "Demenzsensible Kommune", das von der Bürgerstiftung in Zusammenarbeit mit der Gesundheitsregion Plus ins Leben gerufen wurde. Ziel des Programms ist es, Angebote zu schaffen, die Menschen mit Demenz, aber auch anderen Senioren eine aktive und selbstbestimmte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglichen.
Das Bowling-Projekt war dabei ein Pilotversuch - und wurde im Marienstift über ein halbes Jahr hinweg mit großem Erfolg durchgeführt, wie die Verantwortlichen betonen."
Nach kurzer Zeit hatten alle den Dreh raus"
Zentraler Bestandteil der Aktion ist eine Spielekonsole mit Bewegungssensor, über die ein realistisches Bowling-Spiel gesteuert wird. Dabei müssen die Teilnehmer keine schweren Kugeln heben - eine einfache Armbewegung vor dem Bildschirm reicht aus, um einen Wurf auszuführen. Die Bewegungen werden über Sensoren erfasst und auf den Bildschirm übertragen.
Für viele Bewohner war das eine neue und ungewohnte Erfahrung: "Anfangs war es für einige eine kleine Herausforderung, sich auf die Technik einzulassen", berichtet Heike Adelhardt, zertifizierte Wohnberaterin und Projektleiterin. "Aber nach kurzer Zeit hatten alle den Dreh raus. Es war beeindruckend zu sehen, wie motiviert die Bewohner waren und wie sehr sie sich von Woche zu Woche auf das Bowling gefreut haben. Wir haben sehr viele positive Rückmeldungen von den Bewohnern erhalten"
Alle zwei Wochen wurde im Speisesaal des Marienstifts gespielt. Die Beteiligung war groß - nicht nur unter den Bewohnern, sondern auch im Team. Pflegekräfte, die Heimleitung und sogar ein freiwilliger Helfer, der über das Freiwilligenzentrum auf das Projekt aufmerksam wurde, begleiteten die Spiele regelmäßig.
"Die Unterstützung durch Ehrenamtliche war eine enorme Hilfe", so Adelhardt. "Gerade beim Aufstehen oder bei der Koordination vor dem Bildschirm braucht es manchmal eine helfende Hand.
"Spielkonsole wandert zur nächsten Einrichtung weiter"
Zum Abschluss des Projekts organisierten die Verantwortlichen eine kleine Abschiedsfeier. Neben einer letzten Bowlingrunde erhielten die teilnehmenden Bewohner ein kleines Präsent: einen kleinen, goldenen Pokal, eine dazu passende Medaille, Süßigkeiten und eine kleine Flasche alkoholfreier Sekt. Die Stimmung war fröhlich, aber auch ein wenig wehmütig, denn vielen fiel der Abschied schwer. "Es war immer schön und hat viel Spaß gemacht", resümieren die Bewohner selbst.
Auch Christa Primbs von der Arbeitsgruppe Pflege der Gesundheitsregion Plus zeigte sich zufrieden mit dem Verlauf des Projekts: "Solche Angebote zeigen, wie viel Potenzial in der Verbindung von Bewegung, Spiel und Technik steckt. Auch und gerade im Pflegebereich."
Ziel sei es gewesen, die körperliche Aktivität zu fördern und gleichzeitig einen Zugang zur digitalen Welt zu schaffen - und das sei im Marienstift hervorragend gelungen.Doch das Bowling-Projekt ist damit nicht beendet. Im Gegenteil: Die Spielkonsole wandert nun weiter zur nächsten Einrichtung. Pflegeheime, die Interesse an dem Projekt zeigen, können sich die X-Box für einige Monate ausleihen. So werde das Modell weitergetragen und noch viele andere Senioren können davon profitieren, betont Heike Adelhardt.
Um die Aktion auch in Zukunft erfolgreich durchführen zu können, werden weiterhin ehrenamtliche Unterstützer gesucht, die bei den Spielen unterstützen. Interessierte können sich direkt beim Freiwilligenzentrum melden.
Den Bewohnern des Marienstifts bleibt das digitale Bowling jedenfalls in bester Erinnerung, resümieren sie. Und ganz aufs Sporteln müssen sie ohnehin nicht verzichten, immerhin besitzt das Heim eine hauseigene Bowlingbahn - nur eben analog.
von Hanna Sochor
Straubinger Tagblatt 09.09.2025